Marode Krankenhäuser

■ Hamburgische Krankenhausgesellschaft beklagt fehlende Sanierungsgelder / Lichtblick: Mehr Pflegestellen

Seit einem Jahr kämpfen die Krankenhäuser jetzt mit den Auswirkungen des Gesundheitsstrukturgesetzes a la Seehofer. Kostendämpfung: Gekürzte Budgets, neue Abrechnungssysteme, Wirtschaftlichkeit im Gesundheitssystem - Horrormeldungen aus Hamburg blieben bisher trotzdem aus. Hinter den Kulissen sieht es dennoch nicht allzu rosig aus.

Das Schlimmste: „Hamburgs Krankenhäusern fehlen Sanierungsgelder in Höhe von etwa 100 Millionen Mark“, klagt Jürgen Abshoff, Geschäftsführer der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft (HKG), der gestern das Jubiläum bilanzierte. Grund der Misere ist, daß die Finanzierung entsprechender Maßnahmen zur Zeit gesetzlich nicht geregelt ist. Und das wird sie wohl so bald auch nicht sein. Das Bundesministerium will, daß die Länder zahlen, der Bundesrat möchte eine Finanzierung über die Pflegesätze; eine Einigung ist nicht in Sicht.

Das wäre alles halb so schlimm, wäre da nicht die Hamburger Schiedsstelle. In anderen Bundesländern haben die Schiedsstellen (paritätisch besetzt von Krankenkassen und Krankenhäusern und einem neutralen Vorsitzenden, dessen Stimme in Streitfällen den Ausschlag gibt) sich für eine gesonderte Finanzierung entschieden. Der Vorsitzende in Hamburg entschied: Gesetz ist Gesetz, und das gilt auch für das GSG - und versagte die Sanierungsfinanzierung. Abshoff kommentiert: „Rechtlich ist seine Entscheidung haltbar, aber unserer Meinung nach sieht er das etwas eng.“ So habe zum Beispiel im Krankenhaus Rissen die Erneuerung einer Uralt-Heizungsanlage mitten im Bau gestoppt werden müssen. Auch die Finanzierung von Folgekosten für Maßnahmen, die Krankenhäuser im Rahmen der Krankenhausplanung durchgeführt haben, lehnte die Hamburger Schiedsstelle ab.

Als Lichtblick wertete Abshoff die Personalsituation. Im Pflegebereich wurden 292 neue Stellen geschaffen. Sorgenkind bleibt die Personalsituation in der Intensivpflege. „Trotz entsprechender Initiativen des Landes Hamburg ist seitens des Bundes, der hierfür zuständig ist, nichts geschehen und wird wohl auch vorläufig nichts geschehen“, klagt der HKG-Geschäftsführer.

Was die geplante Einführung eines neuen, sehr differenzierten Entgeltsystems, das spätestens 1996 die voll pauschalierten Pflegesätze ablösen soll, für Folgen für die Hamburger Krankenhäuser haben wird, kann auch Abshoff noch nicht sagen. Er fürchtet aber eine Spezialisierung der Häuser auf besonders rentable Behandlungsmethoden. Motto: „Stell Dir vor, Du hast einen seltenen Herzfehler und keiner operiert ihn.“ Die Hamburger Krankenhäuser sind aber „zuversichtlich, mit den Herausforderungen fertig zu werden“.

Martina Parge