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■ Walk of Fame im Podewil: Stars! Ausstellung von FU-Studentinnen

Unter einem guten Stern geboren zu sein, könnte die notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung dafür sein, selbst einer zu werden. Die harte Arbeit an der Selbstinszenierung, die dazu gehört, wird in der Ausstellung „Stars! Ausstellung zu Geschichte und Selbstdarstellung von Künstlerinnen und Künstlern“ – von neun FU-Studentinnen im Rahmen eines Projekttutoriums organisiert – in ihren Topoi und Codes analysiert. Andy Warhol, Superstar, plädierte ja für mehr Arbeitsplätze bei radikaler Arbeitszeitverkürzung: Jedermann eine Berühmtheit für fünfzehn Minuten. Neben ihm sind Marcel Duchamp, Michel Jackson, Friedrich Gottlieb Klopstock, Jeff Koons, Madonna, Cindy Sherman, Sarah Bernhardt, Rudolfo Valentino und Elizabeth Taylor weitere Beuys- oder Beispiele auf dem sternengepflasterten „Walk of Fame“, der hier allerdings entlang einer ganzen Reihe von gewöhnlichen Stellwänden führt. Auf ihnen kommen anhand kurzer kulturhistorischer und biographischer Erläuterungen, Zitate und Fotos, die Posen und Paramythen der künstlerischen Selbstinszenierung zur Darstellung.

Walter Benjamin hatte unrecht: Die Aura des Kunstwerks als Kultwert lag nie in der Einmaligkeit der Erscheinung, sondern im Stereotyp der Goldglanz-Ikone. Standardisierte Posen und Kleidung, Ticks, Diamond Dust und Schachspiel, ein gerütteltes Maß an Zynismus, in dem die Lust an der Begegnung mit der Masse, kurz: mit der eigenen massenhaften Vermarktung steckt, sind die Grundvoraussetzungen für exemplarische Bekanntheit. Der Himmel des Personenkults, an dem der Stern allgegenwärtig erstrahlt, ist in der Ausstellung aber merkwürdig nebelverhangen. Das liegt an der eindimensionalen Ausrichtung, die die Rezeption vergißt. Zur Ikonographie des Stars gehört der Reliquienschrein des Fans – ohne Volk keine Kirche. Die kritische De- und Rekonstruktion der Codes durch Cindy Sherman oder Madonnas „Who's that Girl“-Spiel bleiben dann ebenso blaß wie das Faszinosum der Instant-Ewigkeit des Stars. Brigitte Werneburg

Bis 26.3., Mo.–Fr. 11–20 Uhr, Podewil, Klosterstraße 68–70.

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