Roll over Hamlet HShakespeare

■ Heute im Theater am Leibnizplatz: Zehn frische Versionen des Klassikers

Hamlet zu spielen ist das Ziel aller jungen SchauspielerInnen, das Stück aber in der Schule zu lesen ist für die meisten ein Fluch. Patrick Spottiswoode vom internationalen Shakespeare Globe Center in London, suchte deshalb nach einem Ausweg und rief ein Hamlet-Festival für SchülerInnen ins Leben. Die Ergebnisse von 10 Gruppen aus vier Ländern werden nun am Wochenende im Theater der Bremer Shakeapeare-Company am Leibnizplatz präsentiert.

Seit August 1993 beschäftigen sich SchülerInnen und LehrerInnen an insgesamt 60 Schulen aus Dänemark, England, Polen, Deutschland und Norwegen mit dem großen Bühnendrama. „Wir haben Hamlet ausgesucht, weil darin alle fünf Länder vorkommen“, sagt Spottiswoode. Die einzige, aber zugleich schwierigste Vorgabe: Die Stücke dürfen nicht länger als 15 Minuten sein. Mit einer Zeitvorgabe wollte der Oberorganisator Spottiswood jedoch Chancengleichheit schaffen. Denn obgleich das Hamlet-Projekt nicht als Wettbewerb gemeint war, winkte den originellsten Gruppen eine Reise nach London zum Globe Theater. Diese Vorstellung weckte das Spielinteresse. Allein in Bremen machten sich sechs Schulen an den englischen Text heran. Unter den zehn Variationen, die heute beim Festivaldurchlauf zwischen 10 und 16 Uhr am Leibnitzplatz gezeigt werden, tritt auch die Gruppe des Schulzentrums Huckelriede auf.

Spottiswood ist von den verschiedenen Darstellungen begeistert: „Da gibt es eine Modern-Dance Version, ein Folkballett, oder die Monthy-Python-Version der dänischen Gruppe. Durch die Betonung eines bestimmten Aspektes sind ganz neuartige Hamlet-Interpretationen entstanden.“ Bei der Musikauswahl gebe es beinahe alles zwischen zeitgenössischer Musik, Rockoper, und Michael Jackson.

Doch mit seiner Theatergruppe am Hamburger Gymnasium entwickelte Peter Badel eine so originelle Version, daß sie nun zur Belohnung nach London zum Globe Theater eingeladen werden. Die Truppe entschied sich für historische Live-Musik vom damaligen Hofkomponisten John Dawland. In der Inszenierung arbeiteten sie das Verhältnis zwischen Ophelia und Hamlet heraus, das sie in eine Art altertümlicher „Tableaus“ umsetzten. „Der bildhafte Charakter wird durch ein Einfrieren der Handlungen hervorgehoben“, sagt Badel.

Zum Auftakt des Festivals spielte gestern eine SchülerInnen-Gruppe einer Gesamtschule aus Coventry ihre Version auf dem Marktplatz. Die Aufführung dieser Gruppe - darunter acht Mädchen pakistanischer Einwandererfamilien - basiert auf einen Song, den ein Mitschüler von ihnen geschrieben hat. In sechs Strophen singen und spielen sie das Stück in einer absoluten Kurzfassung und mit aktualisiertem Text: „Now Hamlet's mummy drank the poison wine and her face turned blue, Hamlet said –I do believe the Kings a baddy through and trough“. Ob sie Schauspielerinnen werden wollen? Da lachen die Mädchen, und schütteln energisch den Kopf. „Es macht einfach Spaß.“ vivA

„The Hamlet Project“, heute von 10 bis 16 Uhr im Theater am Leibnizplatz mit zehn Theatergruppen aus vier Ländern