Mehr Garagenfirmen

■ Hans Ambos ist für die Technologie- Strategie der Dasa verantwortlich

taz: Wirtschaftswissenschaftler und Industrieverbände klagen, daß Deutschland im internationlen Wettbewerb zurückfällt. Der Grund sei zuwenig Innovation.

Hans Ambos: Das Umsetzen von Innovationen muß heute immer schneller passieren. Dabei kommt es darauf an, als Firma die Themen der Bürger und Wähler zu belegen. Das technologische Know-how, das wir haben, muß eingesetzt werden für gesellschaftlich gewollte Zwecke. Um das Beispiel Pflegeversicherung zu nehmen: Vor der Pflegebedürftigkeit gibt es eine Menge technischer Möglichkeiten, Menschen gar nicht erst oder nicht so pflegebedürftig werden zu lassen. Bei der S-Klasse gibt es acht Möglichkeiten, per Knopfdruck den Sitz zu verstellen, warum nicht auch beim Krankenhausbett. Wer hier Innovationen bringt, macht ein Geschäft.

Nun hat man aber den Eindruck, daß deutsche Unternehmen eben nicht so innovativ sind wie japanische und amerikanische.

Große Kolosse sind für solche Innovationen einfach nicht flexibel genug. Innovationen werden gerade in Umbruchphasen wie heute getragen von kleinen Firmen. Erst wenn die die Märkte geöffnet haben, und es braucht mehr Kapital, bilden sich große wieder heraus.

Das bedeutet, Daimler müßte Vorfeldfirmen gründen und mit Risiko-Kapital ausstatten.

Ja, Venture-capital halte ich für das richtige Modell. Kleine Firmen sind einfach besser darin, herauszufinden, was die Menschen wollen. Die Technik ist nicht mehr das wichtigste in einer Übergangszeit, sondern die vorhandene Technik marktorientiert herüberzubringen.

Und die Gewinne?

Die kommen, wenn sie was Nützliches machen, von allein. Geld ist genug da. Das Kapital floatet heute mit Lichtgeschwindigkeit um den Globus und sucht nach Anlagechancen. Nur klappt das in Deutschland mit dem Venture-capital leider schlecht. Bei deutschen Banken ist jede Investition an Sicherheiten gekoppelt, und Venture-capital ist schon vom Namen her nicht sicher. Das funktioniert besser in den USA, deshalb gibt es dort die vielen Garagenfirmen. Auch wenn von zehn Firmen nur vier Erfolg haben.

Also liegt's an den Banken.

Nicht allein. Für Innovationen brauchen sie Technologie und hochmotivierte Leute. Sie können aber nicht erwarten, daß in vorgegebenen Großorganisationen die richtig Motivierten an der richtigen Stelle hocken. Wir haben auch bei der Dasa viele junge Enterpreneure, aber es ist schwierig, diese Leute und Ideen in einer großen Firma an den Markt zu bringen.

Kann man mehr Innovationen auch politisch fördern?

Solche Innovationen müssen endlich auch steuerlich begünstigt werden. Bei uns wird steuerlich begünstigt, wer eine Hütte baut und noch eine Hütte, Bau-Steine-Erden eben. Aber geistiges Eigentum ist nicht einmal abschreibefähig. Da ist genug zu tun.

Auch bei ihrer eigenen Firma hat man den Eindruck, daß sie auf die alten Bereiche wie Rüstung setzt und neue, wie die Umwelttechnik, bestenfalls als Pflänzchen am Rande behandelt.

Sie können auch bei der Dasa nicht einfach Altes kaputtschlagen. Es geht um sozialverträgliche Übergänge. Daran arbeiten wir. Interview H.-J. Tenhagen