Frauenbeauftragte, zweiter Versuch

■ Heute und morgen tagt der „Kirchentag“ der evangelischen Gemeinden in Bremen

Auch die Kirche ist konjunkturabhängig: In der Rezession treten wegen der Kirchensteuer (in Bremen acht Prozent) mehr Menschen aus der Kirche aus. Dadurch sinken die Einnahmen der Kiche und die Ausgaben für die Arbeit mit Arbeitslosen steigen. Deshalb mußte die Bremische Evangelische Kirche (BEK) im vergangenen Jahr auf ihre Rücklagen zurückgreifen, erklärte gestern der Vorstand des Kirchenausschusses. Auch im Haushalt 1994 klaffen Löcher: Nur 112 Mio Mark wird die Kirche einnehmen, dagegen 130 Mio ausgeben: Die Differenz wird durch Zinserträge und einen Rückgriff auf 5 Mio der Reserven gedeckt.

Mit diesen Zahlen muß sich heute und morgen der 94. Bremische Kirchentag beschäftigen. Im jährlich tagenden „Parlament“ aller Bremer Gemeinden stehen neben den Haushaltsfragen mehrere Themen an, über die die Schwestern und Brüder sich ordentlich in die Haare geraten können: So steht die Einrichtung einer Pfarrstelle für den „Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt“ und eine Frauenbeauftragte auf dem Programm. Beide waren beim letzten Kirchentag vor einem Jahr an der 3/5-Mehrheit der Versammlung gescheitert. „Wir sind bei der Frauenbeauftragten bundesweit Schlußlicht“, klagte gestern BEK-Vizepräsidentin Inge Gurlit. „Geld ist kein Argument, denn Frauen sparen der Kirche durch ehrenamtlicher Arbeit unheimlich viel Geld.“ Weitere „bisante“ Themen: Ein neues Mitarbeitervertretungsgesetz und die diskussion um die Militärseelsorge.

Gerade ist zwischen BEK und der Stadtgemeinde Bremen ein Vertrag über 250 neue evangelische Kindergartenplätze geschlossen worden. Wenn diese bereitstehen, wird der Eigenanteil der Kirche an den Plätzen von 35 auf 30 Prozent sinken und die BEK mit über 3200 Plätzen 40 Prozent aller Kindergartenplätze in Bremen stellen. bpo