Vermieter wollen höhere Mieten

■ Grundeigentümer veröffentlichen eigenen Mietenspiegel / 20 Prozent mehr gefordert Von Torsten Schubert

Dem Hamburger Grundeigentümer-Verband sind die Mieten in der Hansestand zu niedrig. Deshalb hat er einen eigenen Mietenspiegel ausgearbeitet, der in den Quadratmeterpreisen durchschnittlich um 1,77 Mark oder 17,7 Prozent höher liegt als der anerkannte Hamburger Mietenspiegel. Die beiden Spitzenwerte: 19,9 Prozent mehr bei Wohnungen der Baujahre zwischen 1919 und 1948 und 2,10 Mark pro Quadratmeter mehr bei Neubauten (siehe Tabelle unten).

Grundlage ist eine Mitgliederbefragung, die nach Angaben des Verbandes doppelt so viele „mietenspiegelrelevante“ Daten erbrachte wie der Mietenspiegel der Baubehörde vom Dezember vorigen Jahres. Und den möchten die Grundeigentümer gerne vom Tisch haben. Denn sie haben Zweifel an der „objektiven Erstellung“ des geltenden Mietenspiegels, „weil dieser rückläufige oder aber nur sehr geringe Steigerungen aufweist“.

Im Klartext: Die Mieten steigen den Grundeigentümern zu langsam und zu gering. Um das zu ändern, droht Geschäftsführer Heinrich Stüve mit einem Musterprozeß „bis hin zum Bundesverfassungsgericht“.

Der Hauptkritikpunkt des Verbandes am geltenden Mietenspiegel, an dessen Erstellung er selbst beteiligt war: „Es wurde Datenmaterial einbezogen, das den Gesetzen des Marktes nicht unterliegt“, so von kommunalen Wohnungsunternehmen, die sich doch tatsächlich am Mittelwert des Mietenspiegels orientieren und deshalb als Preistreiber nicht zu gebrauchen sind. Und Wohnungsbaugenossenschaften würden ohnehin bei Neuvermietungen die Preise nur an die üblichen „Hausmieten“ angleichen: „Durch eine Berücksichtigung dieser marktuntypischen Mieten wird der Mietenspiegel nach unten korrigiert“, klagt Geschäftsführer Heinrich Stüven.

Dazu die Baubehörde: „Ein seriöser Mietenspiegel soll gerade das ganze Angebot des Wohnungsmarktes berücksichtigen“ also auch die günstigen Mieten. So sieht es auch Eckard Pahlke, Chef des Mietervereins zu Hamburg: „Die amtliche Mietspiegelsteigerung von jährlich 4,5 Prozent genügt den Grundeigentümern nicht. Sie wollen mit ,selbstgebasteltem Material', das statistisch nicht belegt ist, noch kräftiger zur Kasse bitten“.

Für den Juristen Jürgen Twisselmann von Verein „Mieter helfen Mietern“ beweist die Statistik der Grundeigentümer lediglich, „daß die Mitglieder dieses Verbandes kräftiger hinlangen als der Durchschnitt der Hamburger Vermieter“ (siehe Interview). Und für den SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Günter Mertens ist der „unseriöse“ Vorstoß des Verbandes einfach eine „schlimme Kampagne gegen das Mietrecht“.