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Rauschgiftskandal mit Fragezeichen

■ Fragwürdige Vorwürfe gegenüber Virchow-Krankenhaus

„r.s.2 enthüllt Rauschgiftskandal“, mit dieser Meldung versuchte das Privatradio gestern Schlagzeilen zu machen. Im Rudolf-Virchow-Krankenhaus würde das Personal Betäubungsmittel und Drogenersatzstoffe entwenden und am Bahnhof Zoo verkaufen, hieß es unter Berufung auf eine Krankenschwester, die anonym bleiben wolle. Ihr zufolge soll das Klinikpersonal auch „Rauschgift“ genommen haben, um den Streß besser zu bewältigen. Fakt ist, daß eine Beschäftigte der Klinik Ende Februar offenbart hatte, daß sie nach der Einnahme von Amphetaminen, einem Aufputschmittel, einen Zusammenbruch erlitten habe. Sie sei daraufhin umgehend vom Dienst suspendiert worden, teilte der stellvertretende Verwaltungsleiter Werner Scholz mit. Amphetamine machen süchtig, fallen aber nicht unter das Betäubungsmittelgesetz.

Für die mangelnde Seriösität des Beitrags spricht auch, daß die Sprecherin des Wissenschaftssenators dahingehend zitiert wurde, sie habe „den Vorfall bestätigt“. Bestätigt hatte Monika Grütters jedoch keinesfalls die Angaben der anonymen Krankenschwester, sondern nur den Amphetamin- Fall. Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen am Virchow werden zeigen, ob an dem r.s.2-Bericht überhaupt etwas dran ist. win

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