Eine schöne bunte Mischung
■ Ein Gespräch mit Eva Veith von „Frauen unterwegs“, den Berliner Reiseveranstalterinnen, über Klientel und Ziele
taz: Was unterscheidet euch von anderen ReiseveranstalterInnen?
Eva Veith: In erster Linie natürlich, daß wir Reisen speziell für Frauen anbieten und daß wir mit anderen Frauen vor Ort zusammenarbeiten. Ortsansässige und ortskundige Frauen begleiten unsere Reisen in der jeweiligen Stadt, dem Land oder der Region. Zum Beispiel werden unsere Kenia- Reisen von engagierten Frauen von Fachhochschulen unterstützt. Zu der Reise gehört der Besuch von Frauenprojekten in Kenia. Darüber hinaus leben die Frauen auch bei kenianischen Frauen. Oder etwas anders unsere Island- Reise, die wird von einer isländischen Parlamentarierin während ihres Urlaubs begleitet. Es kommt uns bei unseren Reisen auf die Begegnung mit einem Land an.
Wählt ihr die Ziele nach der weiblichen Infrastruktur vor Ort aus?
Natürlich gehen wir auch in „normale“ Pensionen. Vom Anspruch her wollen wir aber schon Frauen unterstützen, die sich selbständig machen, sei es mit Pensionen, Ferienhäusern oder einem Segelschiff. Und so hat sich unser eigenes Projekt auch Stück für Stück weiterentwickelt. Zu den wenigen Angeboten von vor zehn Jahren sind immer mehr projektbezogene Reisen in unterschiedlichste Länder über direkte Kontakte, Tips und Unterstützung hinzugekommen. Unsere jetzt ca. hundert Destinationen sind ein Patchwork aus Frauenprojekten, Fraueninteressen und Frauenselbsthilfe.
Kommen zu euch in der Hauptsache frauenbewegte Urlauberinnen?
Nein, breit gemischt. Frauen zwischen zwanzig und siebzig Jahren fahren bei unseren Reisen mit maximal sechzehn Teilnehmerinnen mit. Die Hauptgruppe sind die Dreißig- bis Fünfzigjährigen. Frauenbewegt oder nicht, steht dabei nicht im Vordergrund. Im Gegenteil, gerade die bunte Mischung – von der Hausfrau und Mutter bis zum frauenbewegten Single – macht die Gruppendynamik spannend. Ob nun die Frau mal ohne Göttergatten, der sich nur fürs Angeln interessiert, mit uns in den Urlaub fährt oder die alleinstehende Frau, die lieber in der Gruppe die Welt erkunden will – daß hier andere Erfahrungswelten aufeinanderprallen, ist ganz wichtig.
Zielen die von euch angebotenen Workshops in die esoterische Richtung?
Nein. Körperbetonte Sachen wie Massage, Tanz, Tai Chi stehen im Vordergrund.
Kommen die Frauen wieder?
Ja, wir haben viele Wiederholungstäterinnen.
Was sind eure Renner?
Spaziergänge durch die Märkische Schweiz, Kanufahrten in der Mecklenburgischen Seenplatte, Korfu und Rom.
Welche neuen Projekte habt ihr anvisiert?
Die Feier zu 10 Jahren „Frauen unterwegs“. Dabei sind wir für alle möglichen Tips offen. Interview: Edith Kresta
Der neue Katalog: „Frauen unterwegs, Frauen reisen“ ist bei Frauen unterwegs e.V., Potsdamer Str. 139, 10783 Berlin, erschienen. Tel.: 030-2151022, Fax: 030-2169852. Schutzgebühr: 4 DM.
Über die gleiche Berliner Adresse ist auch das Handbuch „Frauenorte überall“ zu beziehen. Es bietet einen Überblick über die Entwicklung der eigenständigen Frauentourismusbranche in 20 europäischen Ländern. Das Reiseverzeichnis umfaßt mittlerweile über 150 Adressen und Beschreibungen von Frauenhotels, -pensionen, -ferienhäusern, -campingplätzen und darüber hinaus Adressen von Reiseveranstalterinnen sowie Tips zu Frauencafés, - buchläden, und -Infostellen von Skandinavien bis zum Mittelmeer.
Preis: 28 DM plus 3 DM Porto.
