Powerfrauen ins Museum

■ Das „Bremer Frauenmuseum“ ist unterwegs vom Verein zum Kulturhaus

Angefangen hatte ja alles mit der DGB-Tagung „Museen der Arbeit in Norddeutschland“ im Jahre 1988, denn da warf irgendeiner der strammen Gewerkschafter irgendwann die Frage nach den Frauen auf. Ob er eine Antwort bekam, ist nicht überliefert; wohl hingegen, daß die Tagungsteilnehmerin Ellen Koopmann, die damalige Gleichstellungsbeauftragte des Senats, ab dato den Bremer Arbeitskreis Frauen und Museum ins Leben rief. Und vom Fleck weg fand sich ein Dutzend Frauen, die sich nicht länger nur darüber ärgern wollten, daß Frauenalltag, Frauengeschichte und Frauenkunst in der Bremer Museenlandschaft unterrepräsentiert sind. Sie sind inzwischen zum Verein Bremer Frauenmuseum mutiert – und hatten jetzt mit der Ausstellung 75 Jahre Frauenwahlrecht, die zur Zeit in der Bürgerschaft zu sehen ist, mal wieder einen ihrer seltenen öffentlichen Auftritte.

Die Frauenmuseen in Bonn und Wiesbaden, das „Verborgene Museum“ in Berlin – große Vorbilder hatten die Bremer Frauen anno 1988 in ihrem Vorhaben bestärkt, ein eigenes Museum in ihren Köpfen geistern zu lassen. Sie organisierten die vielbeachtete Fachtagung „Frauen ins Museum?“, stampften Ausstellungen aus dem Boden und versuchten so ihre Idee peu a peu zu etablieren. 30 Mitglieder gehören heute zum Verein, darunter viele (Geschichts-)Lehrerinnen, fast alle um die 50. „Wir sind ältere Damen und wir bewegen uns nur sehr zäh voran“, meint die Historikerin Renate Meyer-Braun, eine der Gründungsfrauen. PR und junge Powerfrauen seien gefragt. Ansonsten sehe sie den gemeinsamen Traum allmählich zur Utopie „verkommen“.

Dabei ist das, was die Frauen wollen, überaus real. Lange hatten sie zwischen Separation und Integration in die bestehenden Museen hin- und herdiskutiert. Und sind letztlich zu dem Schluß gelangt, daß beides nötig ist: In die Bremer Museen hineinwirken und –arbeiten und: ein eigenes Haus einrichten. Ein Gebäude mit einer ständigen Ausstellung zur Bremer Frauengeschichte, Platz für Wechselausstellungen und Künstlerinnenateliers schwebt ihnen dabei vor. „Natürlich hat das etwas Abgrenzendes an sich“, räumt Renate Meyer-Braun ein. „Aber es besteht nun mal Nachholbedarf zur Aufarbeitung von Frauenthemen.“

Sie selbst hatte Ende der Achtziger für eine Studie den Frauenblick auf Fockemuseum, Kunsthalle, Schiffahrts- und Überseemuseum gerichtet. Vor allem das Fockemuseum ist ihr da bis jetzt ein Dorn im Auge: Man beschränkt sich dort in punkto Frauenfrage auf Portraits von Kaufmannsgattinnen. Es gibt keine Industriearbeiterin des 19. Jahrhunderts zu sehen. Und die Bremer Schriftstellerin Marie Christiane Mindermann etwa hängt ganz ohne Texterläuterung an der Wand. Eine vom Verein erstellte Info-Karte scheint in der Focke-Verwaltung abgetaucht zu sein.

Fruchtbare Quellen für die Bremer Frauenforschung gibt es hingegen genug. Die feministische Geschichtswerkstatt von belladonna zum Beispiel. Oder das Staatsarchiv, wo die Vereins-Vorsitzende Elisabeth Hannover-Drück gearbeitet hat. Erste Schritte zur Inventarisierung haben die Museumfrauen bereits angeleiert; um die Ergebnisse zu systematisieren, fehlt ihnen aber ebenso eine dauerhafte hauptamtliche Kraft wie das Entgegenkommen der anderen Museen. „Wir können ja nun nicht einfach so in deren Magazine eindringen“, meint Renate Meyer-Braun. „Und wir haben auch nicht den Anspruch, diese zu plündern. Obwohl, wer weiß, vielleicht wollen manche ja auch etwas loswerden.“

Erste Kontakte sind geknüpft, doch die Frauen würden darüberhinaus gerne endlich anfangen, eine eigene Sammlung aufzubauen; einen Aufruf starten, Alltagsgegenstände einholen, mit oral history arbeiten. Nur drehen sie sich da mit ihrem Dilemma im Kreis. Denn: Wer keinen Raum hat, bekommt auch keine Stelle.

Silvia Plahl

Kontakt: Tel. 21 13 59 oder 361 31 33