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Thailand will keine neuen Flüchtlingslager

■ 25.000 Kambodschaner in Rote-Khmer-Gebiet abgeschoben

Bangkok/Berlin (AFP/taz) – Der Nationale Sicherheitsrat Thailands (NSC) hat betont, etwa 25.000 kambodschanische Flüchtlinge seien „freiwillig“ nach Kambodscha zurückgekehrt, in Gebiete, die von den Roten Khmer kontrolliert werden. Sie seien in ein als sicher geltendes Gebiet Kambodschas gegenüber der thailändischen Stadt Sabtari gegangen, sagte ein hoher NSC-Funktionär am Montag. Ein thailändischer Journalist hatte hingegen berichtet, daß die Menschen aus Angst vor den Kämpfen in ihrer Heimat nicht zurückkehren wollten.

Gegen die Abschiebung hat tags zuvor bereits Kambodschas Außenminister Prinz Norodom Sirivudh protestiert. Die erzwungene Rückführung in eine Region, die unter der Kontrolle der Roten Khmer steht, stelle eine „Verletzung der Menschenrechte“ dar, sagte er am Sonntag. Gestern wollte er dieses Problem in Bangkok mit seinem thailändischen Amtskollegen Prosasong Soonsiri erörtern.

Die Flüchtlinge waren Anfang vergangener Woche aus der grenznahen Region Pailin in das Nachbarland geflohen, nachdem es zu schweren Kämpfen in ihrem Gebiet gekommen war. Das rohstoffreiche Pailin gehörte zu den wichtigsten Stützpunkten der Roten Khmer. Mit einem schwunghaften Handel in Edelsteinkonzessionen und der Abholzung von Edelhölzern haben sie sich hier weiterhin gut finanzieren können, auch nachdem ihre ehemaligen Gönner, vor allem China, ihre Unterstützung abbrachen. In diesem Gebiet soll sich das Hauptquartier der Rebellenorganisation befunden haben. Dort habe auch der Führer der Gruppierung, Pol Pot, unter dessen Terrorherrschaft in den Jahren 1975 bis Ende 1978 etwa eine Million Menschen umkamen, unter strengen Schutzvorkehrungen gelebt, heißt es.

Nachdem die thailändische Regierung es in den letzten Tagen abgelehnt hatte, VertreterInnen der UNHCR zu den Geflohenen zu lassen, die in einem abgeschlossenen Gebiet auf thailändischem Boden festgehalten wurden, schob das thailändische Militär die 25.000 an diesem Wochenende ab. Jetzt erklärten sich die Bangkoker Behörden bereit, zuzulassen, daß der UNHCR eine Versorgung der Flüchtlinge über thailändisches Gebiet organisiert. Während des kambodschanischen Bürgerkrieges seit Ende der siebziger Jahre hatten mehr als 350.000 kambodschanische Flüchtlinge in mehreren grenznahen Lagern Aufnahme gefunden. Der UNHCR hatte im Laufe der UNO-Friedensmission in Kambodscha bis Frühjahr 1993 die Rückkehr dieser Flüchtlinge organisiert. Daraufhin wurden die Lager geschlossen. Nur ein kleiner Teil der Repatriierten war allerdings in die Gebiete zurückgekehrt, die von den Roten Khmer kontrolliert wurden. li

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