Deal von Postbox zu Postbox

■ FAZ berichtet über Milliardengeschäft mit Bagdad, hinter dem eine Schmuck-Design-Firma steckt / Handelt es sich dabei nur um Scheingeschäfte, um UNO-blockiertes Vermögen locker zu machen?

Berlin (taz) – Handelt es sich um einen Bruch des UNO-Embargos gegen den Irak? Um einen harmlosen Deal mit humanitären Gütern wie Lebensmittel und Seife? Oder um Scheingeschäfte, mit denen blockiertes Ausländsvermögen des Bagdader Regimes flüssig gemacht werden soll? Diese Fragen wirft ein Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom Dienstag über ein geplantes Milliardengeschäft einer undurchsichtigen süddeutschen Briefkastenfirma auf. Laut FAZ stellte eine „United Oil Company“ mit Sitz in Mannheim beim Sanktionsausschuß der UNO in New York Handelsanträge für den Irak im Gesamtwert von satten 1,3 Milliarden Mark. Die Anträge hatte das Bonner Außenministerium am 14. Februar dieses Jahres an die UNO weitergeleitet. Den braven Beamten in Klaus Kinkels Außenamtsstuben scheinen die beantragten Geschäfte kein Kopfzerbrechen wert gewesen zu sein. Denen kamen Art und Umfang des Geschäftes spanisch vor. Im Hause Kinkel war nicht einmal aufgefallen, daß eine Firma mit dem Dallas-mäßigen Namen „United Oil Company“ in Mannheim gar nicht existiert. An der angegebenen Adresse logiert statt dessen die Firma „Ary Schmuck Design“. Deren Inhaber, ein Herr Schweininger, hat tatsächlich im Namen der „United Oil Company“ die Lieferanträge gezeichnet. Schleierhaft ist bislang, warum Schweininger für seine Geschäfte den Briefkopf einer nicht existenten Firma benutzt. In seinem Büro meldete sich gestern nur der automatische Papagei.

Bei den geplanten Lieferungen geht es – auf dem Papier jedenfalls – um so wenig brisante Güter wie Corned Beef, Hühnchen oder Zucker. Vor allem Menge und Preise einiger Warenposten machten die UNO-Leute in New York stutzig. So waren laut FAZ etwa für Seife viel zu niedrige, für Palmöl viel zu hohe Preise angegeben. Zudem sollte die Ware über den jordanischen Hafen Akaba verschifft werden. Den können nur Schiffe mit maximal 36.000 Tonnen anlaufen, weswegen für die ganze Lieferung rund 50 Frachtschiffe nötig wären.

Schließlich verstecken sich auch die irakischen Kunden der Mannheim-Connection hinter anonymen Postfächern. Die in Weiningers Anträgen angebene Postfachadresse des Irakers Osama Aubbed in Jordaniens Hauptstadt Amman gehört einem dortigen Hotel.

Über den wahren Hintergrund des dubiosen Deals kann derzeit nur spekuliert werden. Möglicherweise, so mutmaßen UNO-Experten, will der Irak mit fingierten Scheingeschäften durch UNO-Beschlüsse blockiertes Auslandsvermögen loseisen. Thomas Scheuer