Die Kanalmaurer sind schuld!

■ Trotz Überstunden und Nachtarbeit: auch 1994 gibt's Staus an Baustellen

„Stadteinwärts Stau auf der Wilhelm-Kaisen-Brücke“ – diese Verkehrsmeldung wird den Bremer AutofahrerInnen auch in diesem Jahr nicht erspart bleiben: Auf der Brücke werden neue Gleise verlegt, die Autos müssen sich auf zwei Fahrbahnen drängeln. Wenigstens nur während der Ferienmonate Juli und August. Und dann ist da auch die nächsten 15 Jahre Ruhe, tröstet Baustellenkoordinator Heinz-Otto Mohrmann. Er bereitete gestern die Öffentlichkeit schonend auf die anstehenden Großbaustellen vor.

Immerhin haben sich die seit einem Jahr tätigen Baustellen-KoodinatorInnen einige Tricks zur Beschleunigung einfallen lassen: Flotte Baufirmen können zum Beispiel einen Bonus abzocken, trödelnde zahlen Strafe. Außerdem wird auf vielen Großbaustellen mittlerweile im Zwei-Schicht-Betrieb gearbeitet, zum Beispiel an der A 1. Mit Geduld wappnen sollten sich Autobahn-FahrerInnen vom 9. April bis Anfang November: Dann wird zwischen Mahndorf und Arsten die Fahrbahn in Richtung Osnabrück saniert werden. Viele Autos machen eben auch viel kaputt – der Abschnitt gehört zu den meistbefahrenen Straßen Deutschlands.

Manchmal aber nützt kein Tricksen und kein Drohen. Wenn zum Beispiel Kanalanschlüsse gemauert werden müssen, die 15 Bremer Kanalmaurer aber sämtlichst schon woanders im Einsatz sind – das ist dann so ein Fall, wo die Leute den richtigen Eindruck haben „hier arbeitet doch gar keiner“.

Die Pflasterer übrigens gehen auch aus – deshalb werden sich die Pflasterarbeiten in der Langenstraße voraussichtlich bis zum Mai 1995 hinziehen. Mittlerweile müssen schon italienische Kleinpflasterer angeheuert werden. Überhaupt Bauarbeiter! Vorbei die Zeiten, da Bauherren bei Engpässen immer noch auf ostfriesische Bauarbeiter zurückgreifen konnten. Die arbeiten jetzt alle im Osten, weiß Behördensprecher Imholze.

Das Bauressort hat's schon schwer – allein die Anrufe, die die BeamtInnen täglich von genervten Autotelefon-BesitzerInnen über Schlaglöcher entgegennehmen müssen. Was soll man tun, weint die Behörde: eigentlich müßte jedes Jahr ein Prozent der ursprünglichen Investitionssumme in den Erhalt der Straßen gesteckt werden. Das wären 25 Millionen, doch man hat nur 9,6 genehmigt bekommen. Immerhin ist die Behörde versichert: Autoschäden durch Schlaglöcher ersetzt sie umstandslos. cis