Betr.: Am 30. März 1890 wurde auf dem Grundstück Behaimstraße 11 die Synagoge der Jüdischen Religionsgemeinschaft Charlottenburg eingeweiht.

Bisher erinnerte nichts in der Behaimstraße 11 im Bezirk Charlottenburg daran, daß hier bis 1943 die älteste Synagoge Berlins gestanden hat. Doch gestern erhielt diese Stätte jüdischen Lebens eine schlichte Gedenktafel. Andreas Nachama von der Jüdischen Gemeinde Berlin sagte: „Vergessen bedeutet ein Vergehen gegen das Gedächtnis, erinnern aber heißt Leben.“

Am 30. März 1890 wurde auf dem Grundstück Behaimstraße 11 die Synagoge der Jüdischen Religionsgemeinschaft Charlottenburg eingeweiht. In der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurde sie von deutschen „Volksgenossen“ geplündert, verwüstet und entweiht. Nur fünf Jahre später zerstörte ein Bombentreffer die Synagoge engültig. Heute steht an ihrem Platz ein unauffälliger, weißer Neubau.

Auch die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg, Monika Wissel (hinten), wußte bis vor fünf Jahren nicht, daß sich an dieser Stelle eine Synagoge befunden hat. Erst die Initiative der katholischen Herz Jesu Gemeinde machte das Bezirksamt auf diese Geschichtslücke aufmerksam.

Daß erst jetzt die Gedenktafel angebracht werden konnte, lag vor allem am Sträuben des Hauseigentümers, so Hermann-Josef Fohsel, der Verantwortliche für die Gedenktafeln im Bezirk. „Er hatte Angst, daß sein Haus beschmiert wird.“ Doch im November letzten Jahres konnte man sich einigen.

Den feierlichen Rahmen bildeten Gebete zur Erinnerung an die Opfer der Vernichtungslager, die der Oberkantor der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Estrongo Nachama (l.), sang. Am Ende der Veranstaltung sagte er mit Blick auf die Tafel aus Porzellan einen Satz, der nach dem Anschlag auf die Synagoge in Lübeck besondere Bedeutung gewinnt: „Hoffentlich bleibt sie ganz, das ist unser größter Wunsch.“ Olaf Bünger

Foto: David Hornback