Wer kocht in der Volxküche?

■ Stadtteilkonferenz: „Selbstbestimmtes Leben am Hafenrand“

Im Mittelpunkt stand das Baumodell der Genossenschaft Hafenstraße. Doch bei der ersten Stadtteilkonferenz in St. Pauli ging es den ungefähr 100 Teilnehmern am Mittwochabend um mehr als nur die richtige Architektur für eine Baulücke: „Wir bestehen nicht auf unserer Planung“, sagte Anne Reichelt, Bewohnerin der Hafenstraße. „Die Verantwortlichen sollen aber endlich die Bedürfnisse des Stadtteils zur Kenntnis nehmen.“

Das taten sie zumindest am Mittwoch nicht. Die Liste der geladenen und trotzdem nicht erschienenen Politiker war lang. Gekommen waren immerhin die ehemalige FDP-Spitzenkandidatin Gisela Wild, die sich für Praktisches interessierte (“Wer kocht eigentlich in der Volxküche?“) und die beiden GALier Susanne Uhl und Volker Nienstedt. Die Vermutung verdichtet sich: Hier wird ein wichtiger Dialog verweigert. Immer noch Berührungsängste mit der Hafenstraße? „Ich möchte klarstellen“, sagte St. Pauli-Pastor Georg Reese, „die Genossenschaft ist nicht gleich Hafenstraße.“ In der Genossenschaft seien viele unterschiedliche Menschen aus dem Stadtteil organisiert, die „selbstbestimmtes und lebenswertes Leben am Hafenrand“ anstreben. Entsprechend bunt war die Stadtteilkonferenz zusammengesetzt: Bewohner, Geschäftsleute, Mitarbeiter sozialer Einrichtungen.

Das Genossenschaftsmodell von Hinrich Baller soll ein erster Schritt zu diesem „selbstbestimmten Leben“ in St. Pauli sein: Wohnungen, die nach eigenen Ideen der Bewohner gestaltet werden können; Gewerberäume für alternative Betriebe; ein Badehaus und eine Volxküche, die auch soziale Treffpunkte sein sollen. „Erst nachdem wir unsere Pläne bekannt gemacht haben, ist der Senat überhaupt auf eigene Ideen gekommen und mußte dann andauernd nachbessern“, meint Georg Reese. „Aber wer abschreibt, hat seine Hausaufgaben entweder schlecht oder gar nicht gemacht.“

Ganz sicher ist: Die Stadtteilkonferenz soll zu einer ständigen Einrichtung werden. Das nächste Treffen findet am 11. April statt. Und bis dahin, kein Zweifel, wird der Hamburger Senat noch eine Menge Post bekommen.

Torsten Schubert