Keinen eigenen Wohnungsschlüssel

■ Das Frauenhaus Schwanewede feiert trotz finanzieller Not und beengtem Raum10-Jähriges

Vor 10 Jahren glaubten PolitikerInnen im Landkreis Osterholz noch, daß Frauen auf dem Land nicht von Gewalt betroffen seien. Inzwischen wurden sie von der Realität eines Besseren belehrt. Bereits am Eröffnungstag, am 1. April 1984, sind vier Frauen mit ihren Kindern in das selbstverwaltete Frauenhaus Schwanewede eingezogen. Obgleich die PolitikerInnen inzwischen die Notwendigkeit des Frauenhauses anerkannt haben, drückt sich das nicht in hinreichender finanzieller Unterstützung aus.

„Viele PolitikerInnen stellen sich unter Gewalt körperliche Gewalt, wie ein blaues Auge, vor“, sagt Barbara Küster, Mitarbeiterin des selbstverwalteten Frauenhauses Schwanewede. Doch die Gewalt der Männer gegen Frauen sei häufig verdeckt, und deshalb nicht so leicht zu durchschauen. „Da bekommen Frauen zum Beispiel das Einkaufsgeld abgezählt und müssen ihrem Mann anschließend den Bon und das Kleingeld zurückgeben. Sie verfügen nicht über eigenes Geld. Oder wieder andere bekommen keinen eigenen Wohnungsschlüssel ausgehändigt. Bei anderen Frauen kontrolliert der Mann zum Beispiel durch drücken der Wahlwiederholungstaste, wo die Frau angerufen hat.“

Für 20 Personen ist in dem Frauenhaus Platz. Es ist ein ganz normales Einfamilienhaus mit vier Schlafräumen. Die Frauen teilen also in ihrer ohnehin angespannten Situation ihre Zimmer mit anderen Frauen und ihren Kindern. Sie brauchen dringend ein größeres Haus.

„Wir haben immer noch keinen Rechtsanspruch auf eine Finanzierung“, sagt Küster. Die drei Stellen werden zwar zur Hälfte vom Landkreis Osterholz gezahlt, die andere Hälfte zahlt das Land Niedersachsen. Die Betriebskosten, die vom Landkreis getragem werden, sind zu niedrig. „Die Miete ist gestiegen, und unser VW-Bus ist sehr alt, wir bräuchten einen Neuen“, sagt Küster. Wenn sie die Frauen abholen, müssen Kinderwagen und Klamotten mitgenommen werden, und auch für das Holen von Sachspenden in Form von Möbeln oder Haushaltsgegenständen wird der Bus eingesetzt. Außerdem fordern die drei Mitarbeiterinnen, daß endlich auch die Arbeit mit den Kindern finanziell und personell anerkannt werden solle. Bislang knapsen sich die drei Mitarbeiterinnen die Stunden dafür von ihrem Dienstplan ab. „Da geht es nicht um Babysitting, sondern um die psychische Betreuung der Kinder“, sagt Küster. vivA

Selbstverwaltetes Frauenhaus Schwanewede, Tel.: 04209 - 1275. Spendenkonto: „Verein Frauen helfen Frauen“ Kto.: 553818, BLZ 291 523 00, Kreissparkasse OHZ