: Im Land der untergehenden Sonne
■ Europäische Solarenergie-Technik ohne Zukunft / Wahljahr-Initiative
Bonn (taz) – Die Produktion von Solarzellen in Europa wird nach Auffassung der europäischen Sonnenenergie-Vereinigung Eurosolar eingestellt werden – sofern nicht bald durch Gesetzgebung und Umschichtung von Subventionen die Nutzung regenerativer Energie gefördert wird. Der SPD- Bundestagsabgeordnete und Eurosolar-Präsident Hermann Scheer verwies gestern in Bonn darauf, daß Japan und die USA die Bedeutung dieser „Schlüsseltechnologie für das nächste Jahrhundert“ bereits erkannt hätten. Japan stelle mit einer Milliarde Mark das Fünffache der Höhe deutscher Fördermittel für die Photovoltaik- Industrie bereit. In den USA werde zur Zeit die erste größere Serienproduktion von Solarzellen geplant. Als Folge werde die europäische Solarzellen-Produktion „verschwinden“, kündigte Scheer an, der einen „ökologisch unerträglichen Trott“ für die Versäumnisse verantwortlich machte.
Die Eurosolar ist nach den Worten Scheers mit rund 20.000 Mitgliedern in zehn Sektionen die weltweit größte Vereinigung zur Förderung von Solarenergie. Im Wahljahr will die deutsche Sektion mit Aufrufen zur Nutzung regenerativer Energien und Anzeigenkampagnen Lobbyarbeit betreiben. In einem zwölf Punkte umfassenden Forderungskatalog, den neben Scheer der Schriftsteller Carl Amery und Heinz Suhr vom Bündnis 90/ Grüne vorstellten, setzt sich Eurosolar für ein neues Energiewirtschaftsgesetz, eine ökologische Steuerreform und Subventionen für alternative Energienutzung ein. Die deutsche Sektion arbeite auch an Wahlprüfsteinen, so Scheer.
Auch ohne teure Förderprogramme kann nach der Überzeugung des Eurosolar-Präsidenten der Einsatz regenerierbarer Energien erleichtert werden. Als Beispiel für „anachronistische Hindernisse“ nannte Scheer vier niedersächsische Landkreise, in denen gegenwärtig 900 Anträge zur privaten Errichtung von Windkraftanlagen bei den Behörden im „Genehmigungsstau“ steckten. Verantwortlich für die Blockade der Investitionen von insgesamt einer Milliarde Mark sei allerdings nicht die Landesregierung, sondern lokale Interessenvertreter. Nur durch Gesetzesänderungen auf Bundesebene könnten Projekte zur Nutzung regenerierbarer Energien endlich vorangebracht werden.
Getragen und finanziert wird die Eurosolar-Kampagne von so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie den Politikern Erhard Eppler und Monika Griefahn, dem Wissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker sowie den Schriftstellern Günter Grass und Friedrich Schorlemmer. Mon
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