Wenn Jugendliche nicht mehr weiter wissen

■ Auf einen Suizid kommen zehn Selbsttötungsversuche / NEUhland bietet Hilfe an

Suizid ist bei Kindern und Jugendlichen die zweit- bis dritthäufigste Todesursache. Auf jede Selbsttötung kommen ungefähr zehn Versuche. Rund 4.000 Jugendliche haben in den vergangenen zehn Jahren bei den zwei Berliner Beratungsstellen des Vereins „NEUhland – Hilfen für suizidgefährdete Kinder und Jugendliche“ Hilfe gesucht, indem sie um ein kostenloses Beratungsgespräch baten.

Nicht selten wurde die Verzweiflungstat dadurch ausgelöst, daß ihre erste intensivere Beziehung in die Brüche gegangen ist, sich die Eltern getrennt haben, sie unter großen psychischen und körperlichen Belastungen stehen oder sich überlastet fühlen und dem Erwartungsdruck der Eltern nicht mehr standhalten können. Nach körperlichen oder sexuellen Mißhandlungen wollen viele so nicht mehr weiterleben.

Anderen schnüren autoritäre Familienstrukturen die Kehle zu oder sie werden von übersteigerten Schuldgefühlen geplagt. Die Jugendlichen ziehen sich in die Ecke, in die sie sich gedrängt fühlen, zurück. In der selbstgewählten Isolation potenzieren sich ihre Ängste und Probleme, bis sie nicht mehr über sie hinaussehen.

Der Suizidversuch ist ein letzter Hilferuf. Wer rund um die Uhr einen Ansprechpartner braucht, kann in einer Krisenwohnung einen Unterschlupf finden. In Notfällen stehen zwei Wohngemeinschaften in Wilmersdorf und Friedrichshain bereit, in denen bis zu zehn Jugendliche sofort Unterschlupf finden können. Wenn die akute Krise vorbei ist, werden den Jugendlichen ambulante Beratungsgespräche angeboten als Hilfestellung zur Bewältigung ihrer Probleme.

Von Sparbeschlüssen sind auch die NEUhland-Beratungsstellen nicht verschont geblieben. Bereits im vergangenen Jahr mußten sechs der elf MitarbeiterInnen ihre Ganztags- in eine Halbtagsstelle umwandeln. Bisher hatte der Bezirk Wilmersdorf dem Verein die Räume am Nikolsburger Platz kostenlos zur Verfügung gestellt. Da das Gebäude nun jedoch in den Besitz der Gesellschaft für sozialen Wohnungsbau übergegangen ist, stehen NEUhland in den kommenden vier Jahren Mietforderungen in Höhe von 100.000 Mark ins Haus. Da auch in Friedrichshain 80.000 Mark fehlen, müssen die Krisenwohnungen dort im Sommer voraussichtlich ein Vierteljahr geschlossen werden. Christine Schiffner

Spenden an: NEUhland, Kto. Nr. 3 091 501 bei der Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 100 205 00)