Auf der Suche nach den Außerirdischen

■ Seit über 30 Jahren fahndet die NASA erfolglos nach den „grünen Männchen“

Seit dem legendären Sputnik- Flug von 1957 wurden mehr als 60 Planeten, Kometen und Asteroiden mit auf Raumsonden installierten Meßinstrumenten untersucht und beobachtet. Motivation für den enormen wissenschaftlichen und finanziellen Einsatz war, in einem nicht zu unterschätzenden Ausmaß, das Faszinosum, auf die Suche nach außerirdischen Leben gehen zu können. Auf dem Höhepunkt der Jagd nach „Alien“, in den 60er und 70er Jahren, entstand ein eigener Wissenschaftszweig: die sogenannte „Exobiologie“. Sie versuchte Kriterien für die Suche nach Außerirdischen zu finden und sich dessen Aussehen vorzustellen. Heute, in Zeiten, in denen das irdische Leben gefährdeter denn je erscheint, ist es still geworden um die Exobiologie. Desto mehr erstaunt es, daß ausgerechnet das angesehene Wissenschaftsmagazin Nature der Suche nach Leben mit der Raumsonde Galileo eine Titelstory widmete. Vollends irritiert wurde man durch das Objekt der wissenschaftlichen Begierde: Der Autor Carl Sagan und seine Kollegen wollten mit Hilfe der Raumsonde Galileo Leben auf der Erde entdeckt haben.

Dies ist nicht gerade eine neue Erkenntnis. Galileo ist eigentlich auf dem Weg ins Jupiter-System. Dabei umkreiste die Raumsonde im Dezember 1990 die Erde. Bei diesem Fly-by wurden von den Galileo-Instrumenten reichlich Sauerstoff und eine Ozonschicht in der irdischen Atmosphäre entdeckt. Galileo sah ein weit verbreitetes Oberflächenpigment mit einer scharfen Absorptionsbande im roten Spektralbereich des sichtbaren Lichtes – das heißt, Galileo sah grün. Methan, das in einer oxidierenden Atmosphäre im Gleichgewichtszustand nicht vorkommen dürfte, wurde ebenfalls gemessen. Galileo hörte Radiowellen, die so laut waren, daß sie nicht nur in unserem, sondern auch in anderen Sonnensystemen noch zu vernehmen gewesen wären. Carl Sagan schließt daraus auf die Existenz intelligenter Lebewesen.

Was eher wie ein schlechter Science-fiction klingt, ist allerdings durchaus ein interessanter Beitrag zur Raumfahrtgeschichte: Anfang der sechziger Jahre bestand das größte Problem der Exobiologie nicht in der Durchführung von Experimenten zur Entdeckung von Leben als vielmehr in der Definition von dem, was man suchte.

Im technischen Machbarkeitswahn der sechziger und siebziger Jahre favorisierte man Raumsonden, die auf Planeten landeten. Als Grundlage der Suche nach Leben wurden analog zur Erde die Chemie organischer Verbindungen, der Metabolismus, die Reproduzierbarkeit und die Morphologie genannt. Die Reproduzierbarkeit galt als stärkstes Argument für Leben, aber auch als am schwierigsten zu beobachten.

Vor neunzehn Jahren landeten zwei Viking-Sonden erfolgreich auf dem Mars, ausgestattet mit zahlreichen biologischen Versuchsanordnungen. Leben konnte sie allerdings nicht identifizieren. Leben, falls es doch existiere, müßte folglich dem irdischen sehr unähnlich sein, oder sehr rar. Eine weitere Folgerung wäre, die Grundlagen der Viking-Experimente als verfehlt zu betrachten, so daß existierendes außerirdisches Leben nicht identifizierbar gewesen wäre. Dies wurde, zum Ärgernis der Raumfahrtbehörde NASA, von der Wissenschaftstheoretikerin Dian Hitchcock und dem Exobiologen James Lovelock in einem Aufsatz bereits 1967 vorhergesagt. Behaupteten beide doch, mit dem Viking-Lander hätte nicht einmal die Existenz von Leben auf der Erde entdeckt werden können, wenn die Raumsonde in der Antarktis gelandet wäre.

Aus ihrer Kritik heraus entwickelten Hitchcock und Lovelock einen völlig neuen Ansatz für life detection. Ihrer Meinung nach heißt die Frage, die sich die Experimentatoren stellten, nicht: „Gibt es Leben auf fremden Planeten?“, sondern weitaus geozentrischer: „Gibt es Leben auf fremden Planeten, wie wir es kennen?“ Erkennen von Leben wird auf einzelne Phänomene reduziert – die geozentrische Annahme, daß alles Leben gleichen biochemischen Ursprungs sei, wird nicht hinterfragt. Ihre Definition hingegen geht davon aus, daß Leben in der Lage ist, seine chemische und physikalische Umgebung zu modifizieren, es würde eine Biosphäre aufbauen. Diese Biosphäre wäre nicht im thermodynamischen Gleichgewicht, und dies wäre an jedem Ort des Planeten nachweisbar. Lovelock forderte bereits 1975 für alle Raumflüge mit der Aufgabe, nach Leben auf fremden Planeten zu suchen, als Kontrollexperiment zu beweisen, daß es Leben auf der Erde gebe. Erst 25 Jahre später führte die NASA zum erstenmal dieses Experiment durch.

1999 startet die Raumsonde Cassini auf ihren Weg zum Saturn. Auch hier könnte auf dem Erd- Fly-by das Instrumentarium getestet werden. Dies ist jedoch nicht vorgesehen – aus Kostengründen. Beate G. Liepert