: Teurer Tunneltraum
■ Kräftige Preiserhöhung für die vierte Elbtunnelröhre: 1.000.000.000 Mark
Bürgermeisters Traum wird wohl einer bleiben: Anfang Oktober, mitten in der heißen Phase des Bundestagswahlkampfes, das hatte sich Henning Voscherau zum Jahresbeginn gewünscht, würde er gerne Seite an Seite mit Rudolf Scharping den ersten Spatenstich für die vierte Elbtunnelröhre setzen. Daraus wird wohl nichts. Der Auftritt könnte angesichts leerer Bonner Kassen peinlich geraten für den SPD-Kanzlerkandidaten.
Denn das vom Bund zu bezahlende Mammut-Projekt, für Voscherau ein Eckpunkt für die Sicherung des Wirtschaftsstandorts Hamburg, gerät zum Milliardengrab. Waren Hamburger Senat und Bundesregierung bisher von Baukosten von 500 Millionen Mark ausgegangen, steht inzwischen fest: Unter einer Milliarde Mark läuft gar nichts. Zins und Zinseszins eingerechnet dürfte die drei Kilometer lange Röhre den Steuerzahler bis zum Jahr 2015 sogar zwei Milliarden Mark kosten.
Das ergibt sich aus den Unterlagen jener vier Unternehmensgruppen, die sich um den Bauauftrag für den Tunnel beworben haben. Die liegen derzeit samt Kostenvoranschlägen bei der Baubehörde und gehen in drei Fällen von rund einer Milliarde Mark Baukosten aus. Nur eine Düsseldorfer Baufirma liegt mit 700 Millionen Mark günstiger, verzichtet aber auf den geforderten Nachweis der privaten Vorfinanzierung des Projekts und dürfte damit wenig Chancen haben, den Zuschlag zu erhalten.
Die vierte Tunnelröhre, so die Vorgabe aus dem Bonner Verkehrsministerium, soll von den Privatunternehmen vorfinanziert werden. Erst ab dem Jahr 2001 will der Bund die Kosten zuzüglich Zinsen in fünfzehn Jahresraten zurückzahlen. Ein Finanzierungstrick, der letztlich aber dazu führt, daß der Bund eine - über den Daumen gepeilt - doppelt so hohe Rechnung bezahlen muß. Selbst dabei muß es nicht bleiben. Schließlich dürften die Kosten während der geplanten fünf Baujahre nicht gerade nach unten korrigiert werden. Schon für die alten drei Röhren, 1975 fertiggestellt, waren zunächst 400 Millionen Mark veranschlagt, bezahlt wurden schließlich 540 Millionen.
uex
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen