: Nächtlicher Strip auf der „Welle“
■ 15 Variete-Künstlerinnen aus Kiew sollen was los machen
Die Weser ist für die Stadt Bremen ein weitgehend toter Fluß. Mit dem Cafe Sand ist ein geselliger Ort entstanden, der im Sommer die Stadt zum Fluß öffnet . Mit dem Restaurant-Schiff „Welle“ sollen vom heutigen Abend an „heiße Nächte“ die BremerInnen an den Fluß locken: 15 ukrainische Schöne (mit 7 Männern und dem Regisseur) hat „Welle“-Chef Peter Heiss angeheuert, die für 36 Mark Eintritt Varieté machen. „Wenn die Kinder im Bett sind“, also nach Mitternacht, verrät Welle-Chefin Almuth Heiss, treten dann auch zwei Stripperinnen aus Kiew vor die Gäste...
„Keinen perversen Striptease“, sagt Peter Heiss, und er weiß, warum: Wenn ein Gastwirt mit einer gewöhnlichen Konzession für Speisen und Getränke „der Unsittlichkeit Vorschub l eistet“, dann kann ihm die Konzession entzogen werden. Für einen „perversen Strip“ braucht es immerhin eine Genehmigung durch den Stadtamtes nach Paragraf 33, sagt Stadtamts-Vize Joachim Becker. Dieser Paragraph regelt die „Schaustellung von Personen“.
Eine neue Konzession für die Welle ist beantragt, genehmigt ist aber noch nichts. „Wenn ich Glück habe, ist noch eine Akte da“, sagt Stadtamts-Becker. Denn bei dem Brandanschlag vor zehn Tagen war just diese Abteilung ausgebrannt.
Ohne Genehmigung kein Strip, heißt eigentlich die Behörden-Regel. Aber wenn die Unterlagen verbrannt sind? „Da müssen wir das tolerieren“, sagt Becker.
Was auch immer. Von der Behörde haben die Welle-Besitzer zwar einmal abfällig „Sowas braucht Bremen nicht“ gehört, aber die Fachaufsicht der Abteilung für Gaststätten-Konzession ist der Wirtschaftssenator, und der blickt aus seinem Dienstzimmer an der Schlachte direkt auf die „Welle“ und ist von der Vorstellung, daß dort sichtbar der Rubel rollt und Gäste Bremens abends etwas Attraktives geboten bekommen, durchaus eingenommen.
Daß die „Welle“ als gastronomischer Betrieb ohne besondere Reize nicht recht lief, hängt für die Betreiber des Schiffes auch mit der permanenten Baustellensituation an der Schlachte zusammen. Das Variete mit nächtlichem Strip aus der Ukraine soll jetzt für das fehlende Flair sorgen. Alle drei Monate, so die Wellen-Chefin Almuth Heiss, werden die Darbietungen und die Darbieterinnen ausgetauscht. K.W
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