■ Gastkommentar zum Fall Brodsky
: Rechtsbrecher Erhardt

In vier Fällen hat der Senator für Wissenschaft und Forschung, Manfred Erhardt (CDU), abweichend von der Plazierung der Hochschulen auf C-4-Professuren entschieden, nicht die besser plazierten Frauen, sondern Männer von den nachfolgenden Rängen zu berufen. Das ist ein schwerwiegender Verstoß gegen das Landesgleichstellungsgesetz. Als Mitglied des Senats ist er an das LGG gebunden, das ihn in Paragraph 3 verpflichtet, „aktiv auf die Gleichstellung von Männern und Frauen in der Beschäftigung und auf die Beseitigung bestehender Unterrepräsentanzen hinzuwirken“. Bei Professuren ist der Anteil der Frauen an Westberliner Universitäten acht Prozent, an der Humboldt-Universität 12,6 Prozent – von der beschriebenen Unterrepräsentanz kann also mit Sicherheit ausgegangen werden. Wenn die Hochschulen in den genannten Fällen die Frauen auf die ersten Listenplätze setzen, kann auch davon ausgegangen werden, daß sie nicht unqualifizierte Professorinnen auswählen, um die Qualität der Hochschulen zu drücken.

Genau dies unterstellt Herr Erhardt aber, wenn er nicht die Verpflichtung und die Chance nutzt, nun auch flugs diese Frauen zu berufen, sondern alles versucht, um diese Berufung zu umgehen. Der Kampf um Frauenförderrichtlinien an den Hochschulen war und ist trotz gesetzlicher Grundlage schwierig. Die Hochschulen sind vor allem im Professorenbereich weitgehend Männerbünde. Diese dazu zu bringen, Frauen auf die ersten Listenplätze zu setzen, ist weiß Gott schwer genug. Die Berufung wird durch den Senator für Wissenschaft und Forschung ausgesprochen. Er ist an die Reihenfolge der ihm von der Hochschule vorgelegten Liste rechtlich nicht gebunden. Um so mehr gilt für ihn dann die Vorgabe des Landesgleichstellungsgesetzes. Die vorgeschlagenen Frauen bedürften nicht der Förderung, sie sind qualifiziert und von den Gremien der Hochschule gewünscht. Ein Senator, der in diesen Fällen wieder Männer gegenüber Frauen bevorzugt, macht sich der aktiven Diskriminierung schuldig. Sybille Volkholz

Die Autorin ist Abgeordnete des Bündnis 90/Die Grünen und ehemalige Schulsenatorin