Thripse, Mehltau, Hirnerweichung etc.
: Feind des Feindes des Freundes

■ Womit bekämpft man eigentlich Schädlinge? Mit Nützlingen natürlich.

Die wahren Pflanzenkenner – diejenigen also, die ihren Usambaraveilchen Gutenachtgeschichten vorlesen oder die schizophrenen Schübe ihrer Yucca-Palme zu deuten vermögen – wissen längst, wie man Spinnmilben und ähnlich widerlichem Schädlingsgetier zu Leibe rückt. Während unsereins angeekelt zur Chemokeule greift oder das verhunzte Gewächs beherzt der Mülltonne übereignet, sagt sich der wahre Pflanzenkenner: Der Feind des Feindes meines Freundes muß mein Freund sein. Deshalb versucht er Bienen oder Marienkäfer (schärfster Gegner der Blattlaus!) anzulocken, damit sie seine grünen Lieblinge von Pestilenz und Unrat befreien. Nützlich das, weshalb man diese Tiere auch „Nützlinge“ heißt. Wer nun allerdings keinen Nützling auf den Balkon oder ins Wohnzimmer zwingen kann, erhält sie neuerdings auch per Post. In Fleischsalatdöschen diskret verpackt, kommt die Schlupfwespe auch zu Ihnen. Glaubt man einem Prospekt der Lieferfirma Neudorff, haben viele, viele Hobbygärtner dazu jedoch noch viele, viele Fragen. Deshalb dokumentieren wir hier gerne die wichtigsten – zum noch besseren Verständnis kommentierten – Antworten von Fachfrau Sabine Klingelhöfer, Abteilung Nutzorganismen.bh

Frage: Meine Pflanzen sind massiv von Schädlingen befallen. Alles mögliche habe ich ausprobiert, sogar chemische Mittel, aber nichts half. Kann ich jetzt noch Nützlinge einsetzen? [Typische Exposition eines immerhin noch nicht tragischen Verbraucherproblems. Tenor: bißchen empört, aber hoffnungsfroh.]

Sabine Klingelhöfer: [im kompetenzsignalisierenden Beratungston, auch für Minderbemittelte geeignet] Nein, denn Nützlinge kann man nur einsetzen, wenn der Befall noch schwach ist, und nicht, wenn die Pflanze bereits eingeht. Außerdem muß nach dem Einsatz von chemischen Mitteln eine Wartezeit von mindestens sechs Wochen eingehalten werden, bevor Nützlinge freigelassen werden. Sie sterben sonst ab. [Kein Mensch kennt außerdem die Mutationswirkung eines Mittels wie „Spruzit“ – speziell gegen saugende Insekten.]

Wie lange kann ich Nützlinge aufbewahren [Verfallsdatum!], bevor ich sie einsetze?

Die Nützlinge müssen am gleichen, allerspätestens am nächsten Tag freigelassen werden. [Verfallsdatum!!] Es handelt sich ja um lebende Tiere, die Futter brauchen. Sie haben aber die Möglichkeit, auf Ihrem Bestellschein für die Nützlinge den gewünschten Liefertermin zu vermerken, der auch strengstens eingehalten wird. [Juristische Absicherung gegen Tierschützer aller Organisationsgrade.]

Wenn meine Nützlinge alle Schädlinge vertilgt haben, muß ich dann wieder ein Tierchen gegen den Nützling einsetzen?

Nein, denn sobald den Nützlingen die Nahrungsgrundlage fehlt, sterben sie. Es entsteht also auf keinen Fall eine Nützlingsplage. [Das wäre ja noch schöner, andererseits aber eine echte Geldquelle.]

Gegen Weiße Fliegen kann ich auch Schlupfwespen einsetzen. Stechen die nicht auch Menschen?

Schlupfwespen sind ausschließlich auf die Larven der Weißen Fliege spezialisiert. Ihre Mundwerkzeuge sind gar nicht in der Lage, Menschen oder andere Lebewesen zu stechen. Das gilt auch für andere Nützlinge, so daß sie auch nicht zu Pflanzenschädlingen werden können, selbst wenn sie keine Nahrung mehr haben. [Juristische Absicherung gegen Menschenrechtler und Pflanzenschützer aller Organisationsgrade.]

Wenn ich Schlupfwespen gegen Weiße Fliegen und Florfliegen gegen Blattläuse einsetze, fressen sich die Nützlinge dann gegenseitig auf?

Die Besonderheit der meisten Nützlinge ist ihre Spezialisierung auf einen Schädling. Ein kombinierter Einsatz verschiedener Nützlinge ist daher möglich. [Die gegenseitige Vernichtung bezahlter Produkte wäre ein Fall für den Verbraucherschutz.]

Wir würden jetzt – mit einer Münchner Gartenfreundin – nur noch gerne wissen: Beherzigt der Nützling eigentlich den Gartenzaun? Und: „Gibt es Nutzwürmer, die Werbewurfsendungen – und nur diese! – bereits im Briefkasten kompostieren?