Polizist erschoß Einbrecher

■ Staatsanwalt ermittelt wegen Totschlags / Justiz verweigert nähere Informationen

Ein Beamter der Berliner Polizei hat in der Nacht zu gestern einen 28jährigen Mann erschossen, als dieser zusammen mit zwei Begleitern in ein Büro im Berliner Bezirk Mitte einbrechen wollte. Das Opfer, der gebürtige Bernburger Jochen M., wurde durch einen Kopfschuß lebensgefährlich verletzt und starb wenig später im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Polizeischützen ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Totschlag eingeleitet.

Kurz nach Mitternacht waren die Bewohner des Hauses am Monbijouplatz 4 aus dem ersten Tiefschlaf geschreckt worden. Vom Hintereingang des interkulturellen Frauenzentrums S.U.S.I. ertönte ungewohnter Lärm, Flaschen klirrten, ein Bewohner alarmierte daraufhin die Polizei. Die Beamten erschienen wenig später am Tatort und überraschten drei Männer bei dem Versuch, in das Gebäude einzudringen.

Nach den dann folgenden Ereignissen befragt, gab sich die Polizeipressestelle gestern jedoch ausgesprochen zugeknöpft. Mit Verweis auf das schwebende Ermittlungsverfahren machte auch Justizsprecherin Uta Fölster keine konkreten Angaben: Zu einem Schußwechsel sei es nicht gekommen, denn Jochen M. habe keine Schußwaffe bei sich gehabt – wohl aber „mindestens eine andere Waffe“. Trotz mehrfacher Nachfrage wollte Fölster sich gestern nicht dazu äußern, um was für eine Waffe es sich dabei handelte. Keine Antwort gab es auch auf die Frage, warum der Polizist überhaupt zur Schußwaffe gegriffen und ob M. seine Waffe gezeigt oder sogar gegen die Beamten eingesetzt hat. Fest steht jedoch, daß es zu dem Einbruch noch gar nicht gekommen war: Wie eine Mitarbeiterin von S.U.S.I. gestern erklärte, wurde die hintere Eingangstür des Zentrums nämlich nicht beschädigt. Als der tödliche Schuß fiel, stand der Mann noch zusammen mit seinen beiden Komplizen, dem 28jährigen Lichtenberger Detlef M. und dem 37jährigen Lothar H. aus Baden- Württemberg, auf dem vor der Eingangstür liegenden Balkon.

Unklar ist bislang auch das Motiv des versuchten Einbruchs. Weder das interkulturelle Frauenzentrum noch der Jüdische Kulturverein in der gleichen Etage bewahren in ihren Räumen Geld oder Wertsachen auf. Merkwürdig auch: Der schwerverletzte Jochen M. wurde nicht etwa in die nahe gelegene Charité, sondern in das entferntere Universitätsklinikum Rudolf Virchow gebracht, wo er dann schließlich seinen Verletzungen erlag.

Lothar H. und Detlef M. wurden noch am Tatort festgenommen und sollen den Einbruchsversuch inzwischen gestanden haben. maz