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■ KommentarKronprinz Jörg

Auf Hamburgs Sozialdemokraten ist Verlaß. Wenn einer Favorit ist, wird er auch gewählt. Zumal, wenn er erstens einigermaßen bekannt ist, und sich zweitens vor seiner Kandidatur den Segen (fast) aller Funktionäre abgeholt hat. Kuhbier, wer sonst?

Das Standardargument, das immer wieder gegen den unbekannteren, unliebsameren Jürgen Mantell vorgebracht wurde, war da nicht mehr als eine willkommene Hilfskonstruktion: Daß da einer nicht Parteichef werden kann, weil er hoher Beamter der Stadtverwaltung ist. Na und? Darum hat sich bis dato kein Sozi geschert. Und wer sich an Doppelfunktionen stößt, sollte erst einmal jene Damen und Herren Abgeordneten anschauen, die sich massenweise gleichzeitig in Legislative (Parlament) und Exekutive (Verwaltung) tummeln. Dort ist die Gewaltentrennung vorgesehen, nicht zwischen Partei- und Staatsamt.

Dennoch: Auch Mantell hat seinen Beitrag dazu geleistet, daß den SPD-Mitgliedern die Auswahl nicht allzu schwer gefallen ist. Ihm ist es in den vergangenen Wochen nicht gelungen, Unterschiede zu Kuhbier herauszuarbeiten, schlimmer noch: Mantell hat es noch nicht einmal versucht.

Ein bißchen zu schrödern, sich auf die Behauptung zu beschränken, man sei nun mal der Bessere und damit basta, genügt nicht für einen, der als Außenseiter ins Rennen geht. Wenn zwei das gleiche wollen, inhaltliche Differenzen kaum auszumachen sind, wird allemal der gewählt, der den bekannteren Namen hat.

Kuhbier also, der - so er denjenigen, die ihn vorgeschlagen haben, in den kommenden Monaten nicht doch noch allzusehr auf die Füße tritt - mit diesem Erfolg auch eine zweite vakante Position in der Hamburger SPD eingenommen hat: Die des Voscherau-Kronprinzen.

Uli Exner

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