Oberirdische Atomlager

■ CDU uneinig über die Notwendigkeit des Atomendlagers in Gorleben

Hannover (dpa) – In der CDU ist man sich über die Notwendigkeit von Atomendlagern nicht einig. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) widersprach am Wochenende Äußerungen des energiepolitischen Sprechers der Union, Heinrich Seesing, der behauptet hatte, es bestehe keine Notwendigkeit mehr für ein atomares Endlager. Die Bundesregierung halte den Bau eines Endlagers weiterhin für erforderlich, meinte Töpfer in einer Stellungnahme.

Wie Seesing via Hannoversche Allgemeine Zeitung am Samstag wissen ließ, solle künftig als Entsorgungsnachweis eine bis zu hundert Jahre lang dauernde Zwischenlagerung abgebrannter Brennelemente dienen. Nach seinen Worten seien die Energiepolitiker der Koalition sich einig, diese Entsorgungsmöglichkeit im sogenannten Artikelgesetz zur Kohle und Kernenergie umzusetzen.

Töpfer sagte hingegen, das Ziel sei ein verantwortbarer Umgang mit der Atomenergie und die Lösung der Entsorgungsfrage; das werde durch das geplante Artikelgesetz nicht aufgegeben. Deshalb setze die Bundesregierung auch alles daran, die Erkundungsarbeiten für das geplante Endlager in Gorleben zügig voranzubringen. Gleichzeitig sei sie darüber hinaus auch bereit, alternative Standorte zu erkunden. Das Artikelgesetz wird zur Zeit beraten und soll noch Ende April verabschiedet werden.

Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) sagte in einer Stellungnahme zu den Äußerungen Seesings, die oberirdische Lagerung von Atommüll sei ein Zugeständnis an die deutsche Atomenergie und eine Bankrotterklärung. Mit Inkrafttreten dieses Artikelgesetzes hänge der Betrieb der deutschen Atomkraftwerke nicht mehr von Fortschritten beim Bau des Endlagers in Gorleben ab. Der Standort Gorleben als atomare Lagerstätte wird mit dem geplanten Artikelgesetz nicht aufgegeben, betonte die Umweltministerin. Anstelle der unterirdischen Endlagerung soll aber auch die oberirdische Zwischenlagerung möglich sein.