Hollandreise endete am Alex

■ Busreiseunternehmen ließ 29 BerlinerInnen stehen, obwohl sie für die versprochene Reise bezahlt hatten / Unternehmer weist Vorwürfe zurück

Ein verlockendes Angebot der Firma Brünemeyer flatterte per Faltblatt in die Briefkästen: drei Tage Holland für nur 99 DM – Amsterdam und Tulpenblüte und eine Ledermodenschau inclusive. Für 29 Berliner wurde die Hollandreise freilich zum Tagesausflug an den Alexanderplatz. Obwohl sie noch die Reisekosten vorher überwiesen hatten, wurden die Urlauber dort am Ostermontag einfach stehengelassen, nachdem das Busunternehmen die zwei vorgefahrenen Busse vollgeladen hatte.

„Uns wurde mitgeteilt, der nächste Bus kommt gleich“, erzählt Klaus R., einer der Betroffenen. Als jedoch bis Mittag noch immer kein Bus auftauchte, telefonierte Klaus R. mit der Zentrale des Busunternehmens im westdeutschen Kamperfehn. Und er erfuhr dort, daß der Einsatz eines dritten Busses nie geplant gewesen sei. Nach Absprache mit den anderen 28 Reisenden wurde mit der Firma die Organisation eines Ersatzbusses vereinbart, der bis 15 Uhr in Berlin eintreffen sollte.

Doch wieder war das Warten vergeblich: Bis 16 Uhr war noch immer weit und breit kein Bus zu sehen. Klaus R. glaubt, daß hier ein bewußter Betrug vorliegt. „Die machen ihre Busse voll, damit es sich lohnt, für den dritten Bus waren aber wohl zuwenig Leute da.“

Unter den Reisenden seien ganze Familien gewesen, die Urlaub genommen haben, und viele Rentner, die sich extra schick gemacht und sich unglaublich auf diese Reise gefreut hätten. Deshalb wolle man gemeinsam als „Interessenkreis Tulpenblüte“ gegen das Busunternehmen vorgehen und Schadenersatz einfordern, in Höhe von 600 DM pro Person „für den verdorbenen Ostermontag“.

Frank Brünemeyer, Prokurist des Busunternehmens, weist die Vorwürfe zurück. Von Betrug könne man nicht reden: „So einfach lassen wir uns das nicht anhängen.“ Wer nicht mitgenommen wurde, hätte einfach nur zu spät bezahlt, sagt er.

Ganz so einfach scheint es kaum gewesen zu sein. Vielleicht, so gibt Herr Brünemeyer auf Nachfrage zu, könne es aber auch einen Fehler in der Buchhaltung gegeben haben. Normalerweise würden die Reisenden benachrichtigt, wenn sie zu spät bezahlt hätten. Das sei auch geschehen, ist sich Herr Brünemeyer ganz sicher, doch weil man auf ein Einschreiben verzichtet habe, könne man dies nicht belegen.

Sicher ist sich der Prokurist auch, daß in Berlin drei Busse im Einsatz gewesen seien. „Es kann aber sein, daß einer vorher an einer anderen Stelle gehalten hat und da schon voll war.“ Außerdem habe er nach dem Anruf von Klaus R. einen weiteren, vierten Bus nach Berlin geschickt, doch der sei erst gegen 18 Uhr am Alexanderplatz gewesen.

Diesen Bus habe er sogar geschickt, obwohl „die Leute den Zahlungstermin nicht eingehalten haben“. Außerdem habe die Firma bei dieser Reise das erste Mal keine Fahrkarten verschickt, sondern nur den Zahlschein als Ticket gefordert. Das habe dazu geführt, daß viele Leute eingestiegen seien, denen man eigentlich abgesagt, sogar schon das Geld rücküberwiesen habe, was sich jedoch erst nach der Abfahrt herausgestellt habe.

Es sei wohl einiges schiefgelaufen in Berlin, gibt Herr Brünemeyer zu: Aber „das war nicht nur unsere Schuld“. Er werde noch mal prüfen, ob ein Fehler unterlaufen sei, wenn ja, will er den Betroffenen eine Ermäßigung für die nächste Reise anbieten. Ihre Reisekosten bekämen sie außerdem erstattet, wenn das noch nicht geschehen sei, aber 600 Mark Schadenersatz „ist nicht machbar“. Judith Gampl