■ Mit Osteuropas Wirtschaft auf du und du
: Auf- und Abstiege

Wien (AFP/taz) – In Ostmitteleuropa geht es nach fünf Jahren Rezession langsam wieder aufwärts. Die Balkanländern aber sind weiterhin auf dem absteigenden Ast. Dies geht aus einer Analyse des Österreichischen Ost- und Südosteuropa- Instituts hervor, die auf Angaben aus den jeweiligen Ländern beruht.

Polen rechnet in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent. Die Tschechische Republik visiert zwei Prozent plus und Ungarn und Slowenien jeweils ein Prozent mehr an. In diesen vier Ländern, die vor der Tür der Europäischen Union herumlungern und über kurz oder lang anklopfen werden, wurden bis Ende des Jahres insgesamt mehr als 13 Milliarden Dollar (22 Milliarden Mark) ausländischer Direktinvestitionen getätigt. Das restliche Osteuropa mußte sich dafür mit 4 Milliarden Dollar begnügen. Trotz der guten Ergebnisse ist Vorsicht angebracht, warnen Experten. Denn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Polen dürfte in diesem Jahr immer noch 14 Prozent unter dem von 1989 liegen, als das Satellitensystem der Sowjetunion zusammenbrach. Das Bruttoinlandsprodukt in der Tschechischen Republik liege sogar 25 Prozent unter dem von 1989, prognostizieren die Forscher. Schlußlicht der Region ist die Slowakei, die nach der Loslösung von Prag mit großen strukturellen Wirtschaftsproblemen zu kämpfen hat. Doch auch hier kann die Rezession offenbar gebremst werden. Während 1993 ein Rückgang von 4,8 Prozent des BIP verzeichnet wurde, soll es in diesem Jahr nur noch um zwei Prozent schrumpfen.

Kein Ende der Krise ist in Rumänien und auf dem Balkan abzusehen. Rumänien und Bulgarien kämpfen gegen die Inflation und kommen mit der Privatisierung der Staatsbetriebe nur schleppend voran. Auslandsinvestitionen gibt es kaum. In Rumänien beziffern sie sich auf 700 Milionen Dollar und in Bulgarien auf 300 Millionen Dollar. In beiden Ländern wird damit gerechnet, daß das BIP um rund drei Prozent zurückgeht, während die Inflation um 220 beziehungsweise 60 Prozent steigt.

Die Wirtschaft Kroatiens orientiert sich schnell an den westlichen Ländern. Sank das BIP 1993 noch um zehn Prozent, dürfte der Rückgang in diesem Jahr bei vier Prozent liegen. Für das von den Vereinten Nationen mit Sanktionen belegte Restjugoslawien, bestehend aus Serbien und Montenegro, rechnen die Experten in diesem Jahr mit einem Rückgang des BIP um 15 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es 30 Prozent.

Die Voraussagen für die gesamte GUS bleiben pessimistisch. Das BIP der gesamten GUS wird in diesem Jahr um elf Prozent fallen, meinen die Forscher.