Femi-Flopp

■ Der schwedische Frauenkanal TV 6

Stockholm (taz) – Kaum auf der Mattscheibe, droht ein neuer schwedischer Fernsehkanal bereits zu floppen. Dem Anfang April mit großem Medienaufwand gestarteten Frauensender „TV 6“, sterben die ZuschauerInnen weg. Unter dem Motto „ein Kanal ohne Sport und Gewalt“ wollte der reklamefinanzierte Sender vor allem das weibliche Publikum zwischen 18 und 45 Jahren ansprechen. Das Vierstundenprogramm besteht aus zwei US-Soap-operas aus den unerschöpflichen Themenfeldern Krankenhaus, Arzt und Familie, einem schmalzigen Hauptfilm sowie einer aus den USA übernommenen Talk-Show. Nach Meinung der MacherInnen eine Mischung, die Frauen interessiert.

Doch die Schwedinnen finden keinen Gefallen an dem Programm. Die Einschaltquoten liegen unter der Meßgrenze. ZuschauerInnen-Zahlen unter 20.000 sind die Quittung für einen Kanal, den offensichtlich niemand braucht. Wenn überhaupt, schalten vorwiegend RentnerInnen und Kinder ein, eine Zielgruppe, für die sich wiederum die Werbewirtschaft kaum interessiert.

Der Versuch, ein Spartenfernsehen wie TV 6 zu installieren, ist in Skandinavien bislang einmalig. Angesichts der relativ geringen „Zuschauerunterlage“ in den nordischen Ländern und des begrenzten Reklamemarktes kein Wunder. In Schweden hat es überhaupt erst ein einziger Privatsender geschafft, aus dem einstigen Monopol der beiden staatlichen Programme Kanal 1 und TV 2 einen nennenswerten Zuschaueranteil herauszubrechen: der reklamefinanzierte TV 4, der mit Bingo-Lotto-Spielchen, US-Serien und mit von den Niederländern abgeguckten Shows wie „Verzeih mir!“ und „TV-Hochzeit“ die Schwachsinnsflanke des Zuschauerinteresses voll abdeckt. Reinhard Wolff