Der maximo lider ruft zum politischen Dialog

■ In Havanna beginnt heute Konferenz mit ExilkubanerInnen

Berlin (taz) – Fidel Castro lädt zum Dialog mit dem Exil – in eng gestecktem Rahmen. Wenn heute in Havanna eine groß in Szene gesetzte Konferenz mit Vertretern der Auslandskubaner eröffnet wird, dann zählt das Symbol. Spektakuläre Ergebnisse sind nicht zu erwarten. Keines der Schwergewichte der politischen Exilorganisationen wird anwesend sein, eine Diskussion über politische Themen ist ausgeschlossen, „Es gibt keinen Raum für Versuche, sich in Angelegenheiten einzumischen, die ihrer Natur nach einzig jene angeht, die in ihrem Vaterland leben, arbeiten und kämpfen“, hieß es unmißverständlich in der offiziellen Einladung.

Auf der Tagesordnung stehen technische Fragen: Visabestimmungen, Besuchsregelungen, Familienkontakte zwischen den zehn Millionen KubanerInnen auf der Insel und den ein bis zwei Millionen außerhalb. Und doch geht es um mehr. Wenn Castros Außenminister Roberto Robaina im Vorfeld sagt, daß „die Priorität der Gespräche heute bei reinen Migrationsfragen liegt“, dann liegt eine besondere Betonung auf „heute“: Es gehe darum, so der als „Reformer“ etikettierte Robaina, „eine Tür zu öffnen für weitere Gespräche in der Zukunft“.

Um diese „weiteren Gespräche“ geht es auch Eloy Gutiérrez Menoyo, Führungskopf der ausdrücklich dialogwilligen Minderheit des Miami-Exils. Zu der Konferenz schickt er vier „stille Beobachter“. „Dieser Dialog ist eine Show Fidels“, begründet Menoyo seine Zurückhaltung. „Aber er ist ein wichtiger Schritt hin zu einer politischen Tagesordnung.“ Den Ultras in Miami gilt Menoyo als „Verräter im Solde Castros“. Genauso wie der demokratische Abgeordnete Charles Rangel, der im vergangenen Monat erstmals die förmliche Aufhebung des Wirtschaftsembargos gegen Kuba als Gesetzesvorlage in ein Unterkomitee des US-Repräsentantenhauses einbrachte. Von dort bis zur Abstimmung im Kongreß ist es ein langer Weg, von einem Ende der Blockadepolitik ganz zu schweigen. Und doch: Selbst die mächtigste Organisation der Miami-Hardliner, die „Kubanisch-Amerikanische Nationalstiftung“ (CANF) von Jorge Mas Canosa, bekommt zunehmend zu spüren, daß ihr der aggressive Anti-Castro-Rückenwind der Reagan-Ära fehlt. Deutlich ist man derzeit um ein softeres Image bemüht. In einer politischen Geste traf sich Mas Canosa so erstmals mit Jesse Jackson, dem „Linksaußen“ der Demokraten, der erst im Dezember Fidel Castro in Havanna getroffen hatte. Und als bislang deutlichstes Signal verkündete Mas Canosa Mitte März den Rückzug seiner „Nationalstiftung“ aus Miamis Extremistenkoalition „Unidad Cubana“. „Unsere Aufgabe ist es auch, die Propaganda des Castro-Regimes zu widerlegen, die uns – in Kuba und außerhalb – als Rechtsextremisten beschreibt, die abweichende Meinungen nicht akzeptieren können“, erklärte Nationalstiftungsvize Francisco Hernandez den neuen Kurs. Nur: Bislang waren sie in der Tat ziemlich genau dies. Und solange die Exil-Opposition weiter eine Embargopolitik betreibt, die die KubanerInnen befreien will, indem sie sie aushungert, wird sich auf der Insel an ihrem schlechten Image wenig ändern. Bert Hoffmann

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