Gebremster Aufschwung

■ Neue Prognosen des IWF / Rußlandkredit bewilligt

Washington/Moskau (AP) – Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat auf der Frühjahrstagung in Washington seine überaus optimistischen Prognosen für das kommende Jahr abgeschwächt. Nach dem am Mittwoch in Washington veröffentlichten Halbjahresbericht der Organisation soll die Weltwirtschaft nur um 3,7 Prozent wachsen. Für Deutschland wurde im laufenden Jahr ein Wachstum von rund einem Prozent und von 2,1 Prozent für 1995 vorhergesagt.

Japans Handelsministerium Miti hält die neuen Schätzungen für „zu pessimistisch“. Der IWF hatte für Japan ein Wachstum von 0,7 Prozent für 1994 angenommen, Miti sagt 2,4 Prozent voraus. Auch nach Ansicht des IWF hat Japan wie Deutschland die Talsohle durchschritten, doch werde die Erholung nicht ausreichen, einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern. – Was die sieben größten Industriestaaten betreffe, so werde in diesem Jahr nur in Japan und den USA die Arbeitslosenrate unter zehn Prozent liegen. In den USA dürften die Leitzinsen deshalb weiter steigen, meint der IWF-Finanzdirektor. Die höchste Arbeitslosenrate werde Frankreich mit 12,4 Prozent erreichen.

Genehmigt hat der IWF auch die Auszahlung eines Kredits in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar an Rußland. Damit ist der Weg frei für weitere Kredite westlicher Geberländer, die bisher eingefroren waren. IWF-Generalsekretär Camdessus hatte im März mit der russischen Regierung über die Bedingungen der IWF-Hilfe verhandelt. Ausgezahlt wird jetzt die zweite Rate eines Hilfspakets im Gesamtwert von drei Milliarden Dollar, das bereits vor über einem Jahr in Aussicht gestellt, nach dem Ausscheiden prominenter Reformer aus dem russischen Kabinett jedoch aufgeschoben worden war.

Ein Sprecher von Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin sagte gestern in Moskau, daß die Summe nicht ausreiche, um einen merklichen Einfluß auf die russische Wirtschaftslage auszuüben.