Mundwerk des Ostens

■ Wählerinitiative für Thierse mit Grass

Berlin (taz) – Wenn die SPD schwach und die PDS stark ist, dann ist Bürgerhilfe gefragt. Besonders wenn wie in einem Berliner Wahlkreis der parteilose Schriftsteller Stefan Heym als Direktkandidat für die PDS auf den SPD-Vize Wolfgang Thierse trifft.

Das Volk soll in Form einer Wählerinitiative dem Sozialdemokraten zu Hilfe eilen – eine Ini, die gestern unter anderem vom Schriftsteller Günter Grass ins Leben gerufen wurde.

„Überrascht und entsetzt“ war Günter Grass, daß sich sein Kollege Heym von der PDS „mißbrauchen“ lasse. Das sei gar nicht gut, er fühle sich an die Komintern-Politik in der Spätphase der Weimarer Republik erinnert, erklärte Grass. Der West-Schriftsteller war Ende 1992 aus Wut über die Zustimmung zum Asylkompromiß aus der SPD ausgetreten.

Grass traut Heym zwar zu, im Bundestag eine „brillante Rede“ zu halten, dem Alltag dort sei dieser wohl aber nicht gewachsen. Deshalb müsse Thierse, dem „Mundwerk der Ossis“, geholfen werden.

Den Aufruf unterstützen außer bekannten SPD-Politikern auch Künstler wie Klaus Staeck, für Thierse streitet aber auch der Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Wolfgang Ullmann. wg