Weiter in der Opposition

■ In Thüringen ist nicht Rot-Grün, sondern die Große Koalition in Sicht

Frankfurt/Main (taz) – Sie nennen ihn den „kleinen Fischer“ – und er herrscht im kleinsten der fünf neuen Bundesländer über ein überschaubares Reich: Olaf Möller (32) aus Mühlhausen ist der politische Kopf der etwa 350 Bündnisgrünen in Thüringen. Und wie Fischer wird Möller gebraucht – und nicht (immer) geliebt. Der Landtagsabgeordnete schont seine Parteifreunde nicht, wenn es darum geht, den bündnisgrünen Landesverband zu einer politisch schlagkräftigen Einheit zusammenzuschweißen. Bei der Aufstellung der Landesliste für die Landtagswahlen im Oktober jedenfalls wurde Möller von der Wollsockenbasis dafür abgestraft: Statt Möller wählte der Parteitag in Weimar den Bildungsexperten Gerhard Wien (51), einen auf Ausgleich bedachten Mann, auf den ersten Männerplatz. Der „Macher“ (Möller über Möller) schmollte – und war dann doch mit dem zweiten Männerplatz „sehr zufrieden“. Immerhin werden den Bündnisgrünen für die Landtagswahlen auch schon mal Traumergebnisse um die 15 Prozent prognostiziert. „Ein Witz“ für Möller. Doch „um die 10 Prozent“ erwarten sie in Thüringen schon.

In der auslaufenden Legislaturperiode waren die Bündnisgrünen äußerst rührig. Und sie waren immer an den sozialen und ökologischen Brennpunkten vor Ort – allen voran die Listenführerin und bisherige Fraktionsvorsitzende Christine Grabe (45), die sich etwa in Bischofferode mit den Kalikumpeln solidarisierte. Doch unabhängig davon, ob das Engagement der Bündnisgrünen für die ThüringerInnen nun mit 10 oder 15 Prozent belohnt werden wird: Die Abgeordneten der Partei werden auch weiter in der Opposition bleiben. Die SPD in Thüringen will kein rot-grünes Bündnis. Ihr Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten, Gerd Schuchard (54), hat sich da auf dem Landesparteitag der Sozialdemokraten bereits festgelegt: Alleinherrschaft oder Große Koalition heißen für Schuchard die politischen Alternativen. Und weil auch Schuchard weiß, daß es für die SPD keine absolute Mehrheit geben wird, steuert der amtierende Fraktionsvorsitzende seine Partei direkt in die Große Koalition. Nur einer glaubt – auftragsgemäß – noch nicht an die sozialdemokratische Absage an ein Bündnis mit den Bündnisgrünen: Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU). Er holte auf dem kleinen Parteitag der CDU kürzlich das rot-güne Schreckgespenst aus der Wahlkampfkiste: „Eine Regierung Schuchard/Möller wäre ein Unglück für unser schönes Land im Herzen von Deutschland.“ Möller wird das Statement von Vogel gefallen haben: Viel Feind – viel Ehr. kpk