Formschöner Holzbau

■ Wenn der Bootsbauer Sander erzählt / Holzboote seltener

Zwischen Ostern und Pfingsten werden die Boote wieder zu Wasser gelassen. Vorher muß noch schnell geschabt, gemalert und geflickt werden. Doch wo es früher nach Holzspänen roch, treibt einem nun der beißende Geruch der Epoxy-Harze die Tränen in die Augen. Fast alle Freizeitboote sind heutzutage aus Kunststoff gebaut. Dafür braucht man keine Bootsbauerausbildung, das kann man in wenigen Wochen erlernen, meint Werner Sander: „Der traditionelle Bootsbau findet so gut wie gar nicht mehr statt.“

Selber hat er nach seiner Bootsbauerlehre eine Zeitlang in Italien auf einer Reperaturwerft gearbeitet. In solchen Werften werden Bootsbauer noch gern gesehen. Dort machen sie Reperaturarbeiten nach Unfällen, richten Rumpfschäden und fertigen Dinge für den Holzinnenbau an. Ersatzteile wie im Automarkt gibt es nicht, alles muß per Handarbeit nachgebaut werden. Gerade beim Bootsbau ist alles ein bißchen kniffliger, meint Sander. Deshalb habe er letztendlich keine Tischlerlehre gemacht, ihn reizt das knifflige.

So wie die Arbeit an dem Ruderboot, das er für die Meisterprüfung gebaut hat. Die „alten Herren“ vom Ruderclubverein Hansa hatten ihn gebeten einen Gig-Doppel-Zweier (für zwei Personen mit je einem Ruderpaar) nach einer alten Vorlagen zu bauen. Nach eineinhalb Jahren Arbeit - immer nach Feierabend und am Wochenende - war das 7,80 lange Sportgerät fertig. Nun sieht es aus, wie der Urtyp eines klassischen Bootes: ein formschöner Holzbau. Die Spanten (Seitenverstrebungen) in heller deutscher Eiche, und der dunkle Rumpf im glänzendem Tropenholz. „Das benutzt man seit 50 Jahren dafür. In Brasilien ist das leichte Mahagoni billiges Bauholz“, sagt Sander.

Heutzutage versucht man einen Kompromiß zwischen den alten und den neuen Bauweisen herzustellen. Anstelle zum Beispiel die Planken zu nieten, leimt man sie mit Epoxyharzleim. Die Planken werden einzeln aus dicken Brettern herausgearbeitet, damit sie die richtige Biegung erhalten. Sie sind unglaublich dünn: nur 5 mm stark ist die Außenhaut des Bootes. Daher müssen die Ruderer auch sorgsam auf die eigens eingerichteten Trittbretter treten. Die Zerbrechlichkeit des Materials ist beim Bau „nicht so einfach“. Neben den Holzarbeiten, muß der Bootsbauer auch schweißen und mit Metall arbeiten können.

Im Umgang mit den giftigen Baumaterialien ist „keinerlei Trendwende“ zu verzeichnen, sagt Sander. Ein wenig sensibler sei man nur hinsichtlich der Belastung durch den Wassersport insgesamt.

vivA