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Gitarrenkrachfolk

■ Neuseeland-Duo Knox-Bathgate alias „Tall Dwarfes“ spielt heute im Wehrschloß

Mit elf wurde er vom Vater, einem ausgebildeten Operettensänger, gezwungen, das Klavierspielen zu lernen. Seither haßt Chris Knox nichts mehr als „gutes“ Musikantentum.Daß sich solch frühkindliche Sozialisation noch Jahre später bemerkbar macht, beweisen die Tall Dwarfes, deren eine Hälfte der mittlerweile 41-jährige Knox ist. Dilettantum liegt dem schrägen Duo aus Auckland, Neuseeland, fern. Wenn Knox aber mit dem Gitarristen und Comiczeichner Alec Bathgate musiziert, regieren Einfallsreichtum, Improvisation und ungewohnte Wege statt der Technik. Ihre Songperlen vom anderen Ende der Welt klingen mal nach Syd Barett, mal nach Gitarrenkrach, mal lockerfolkig – vor allem aber unverkennbar. Das mag an dem weiten Bogen liegen, den die Tall Dwarfes aus Prinzip um jedes Tonstudio machen. Das Knoxsche Wohnzimmer und die 4-Spur-Machine haben noch jedes Mal gereicht, um das Schaffen der beiden auf Tonband zu bannen.

Bewundernswert ist die Ausdauer, mit der der Illustrator und Kollumnist Knox und sein Mitstreiter an diesem nachweislich erfolglosen Patentrezept festhalten – nach 13 Jahren sind die Tall Dwarfes nicht wesentlich bekannter als zu ihrer Gründung. Selbst die bescheidenen 7.500 Einheiten, die eine Platte in Neuseeland verkauft werden muß, um vergoldet zu werden, scheinen für die schrägen Zwerge unerreichbar.

Dafür sind ihre Platten, die alle auf Knox' legendärem Flying Nun Label, dem erfolgreichsten seiner Art südlich des Äquators, erschienen sind, hierzulande von einer kleinen, aber treuen Fanschar abgöttisch geliebt. Man darf also gespannt sein, wie die beiden gesetzten Herren ihre akustischen Gold-stücke auf der Bühne umsetzen. Im Vorprogramm: From Outer Space, gitarrenlastige Sindelfinger in der Tradition von Dinosaur Jr. oder Hüsker Dü, und Kinky Garlic.

lars reppesgaard

Ab „20 Uhr“ im Wehrschloß

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