„Reiter-Keil wie bei den alten Römern“

■ Zaghafte Tierschützer-Proteste beim Klövensteener Miltary-Turnier Von Kai von Appen

„Wenn die den Durchgang dichtmachen, können wir einpacken.“ Hektik am Samstag mittag bei den Military-FreundInnen des Elbdörfer/Schenefelder Reitervereins. Mitten im Wertungslauf im Klövensteener Forst für die Military-Weltmeisterschaft in Den Haag taucht ein Dutzend autonome TierschützerInnen auf, um gegen die „Tierquälerei“ zu protestieren. Doch angesichts des Polizeiaufgebots kommt es zu keinen Störaktionen. Die DemonstrantInnen beschränken sich darauf, die ReiterInnen nach Sprüngen über gefährliche Hindernisse mit „Pferdeschinder, Pferdeschinder“ zu ächten.

Bis Freitagabend war das Klövensteener Military-Turnier in Frage gestellt. Die Altonaer Bezirksversammlung hatte die vorgesehene Route für den Geländeritt nicht genehmigen wollen. Der Reiterverein verfügt zwar in Form eines „Gestaltungsvertrags“ über eine Erlaubnis der Umweltbehörde, bis 1997 alljährlich in dem Landschaftsschutzgebiet ihre Military nebst Geländeritt durchzuführen. Der Streckenlauf soll jedoch jeweils mit dem Bezirksamt Altona abgesprochen werden. Das hat der Verein aber nie getan, stattdessen die Routen mit den betroffenen Bauern ausgedealt. Erst in diesem Jahr legten die Reiterfreunde – jedoch viel zu spät - der Verwaltung die geplante Streckenführung vor. Die Bezirksversammlung beschloß am Donnerstagabend, den Parcours so nicht zu akzeptieren. Es wurden drei „Tabu-Zonen“ benannt.

Aus gutem Grund: Die TeilnehmerInnen sollten nämlich mitten durch Landschaftsschutzgebiete galoppieren, unter anderem am Nest eines brütenden Großen Brachvögel-Pärchens in der Wedeler Au vorbei. Von dieser Gattung, die unter Naturschutz und auf der Roten Liste der aussterbenden Vogelarten steht, gibt es in Hamburg nur zwei Paare. Es wurde befürchtet, daß die Vogeleltern Nest und Eier wegen der Störung durch die Pferde verlassen könnten.

Doch der Reiterverein weigerte sich, den Streckenverlauf so kurzfristig zu ändern. Er zog vor das Verwaltungsgericht und bekam recht. Am Freitag abend entschied das Gericht: „Ritt frei!“ Lediglich die Zuschauer sollten die Tabu-Zonen nicht betreten dürfen.

Das Bezirksamt postierte daraufhin am Samstag eine Naturschutzreferentin neben dem Brachvogel-Nest, die die Eier sichern und notfalls zu einem Brutkasten bringen sollte, falls die Brachvogeleltern das Weite suchen sollten. Aber dazu kam es nicht, weil der Reiterverein - vermutlich aus Angst vor Negativschlagzeilen - den Streckenverlauf doch noch änderte. Die Brachvögel verließen nur ein Mal kurzfristig ihr Nest, kehrten aber schnell wieder zu den Eiern zurück.

Wahrscheinlich wird das Reiterturnier vom Wochenende die letzte Veranstaltung dieser Art in der Wedeler Au gewesen sein. Die Bezirksversammlung hat nämlich mit den SPD/GAL- und CDU-Stimmen beschlossen, die Military-Rennen im Klövensteen ganz zu untersagen – spätestens aber ab 1997, wenn der Gestaltungsvertrag mit der Umweltbehörde ausläuft.

Die Military-AnhängerInnen reagierten am Samstag auf die Tierschützer-Proteste mit derben Sprüchen. „Was würdest du machen, wenn die den Durchgang dichtmachen“, fragte eine junge Frau ihren Partner. „Durchreiten, einfach durch die Menge reiten“, so der Macho. „Ich war mal bei der berittenen Polizei. In Wackersdorf haben wir das auch so gemacht. Als die Chaoten die Pferde mit roten Tüchern scheu machen wollten, haben wir einen Keil gebildet – wie bei den alten Römern – und sind dann auf die los.“

Und auch die junge gebräunte Pferdenärrin mit dem langen blonden Zopf bewies nicht gerade Tierliebe, als sie den Demonstranten zurief: „Wo gibt es denn den Vogel zu essen, den wir hier schützen sollen?“ Ein genervter Sportreporter konterte: „Ich würd den Mund nicht so voll nehmen. Sei froh, wenn du nicht dein Pferd zu Futter verarbeiten mußt, weil es sich hier die Hacken gebrochen hat.“