Grün unterm Bahnhof

■ Wettbewerbsentscheidung Schöneberger Kreuz/Fernbahnhof Papestraße: Blöcke, elf Hochhäuser und ein Stadtpark

Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) bleibt seinem Ruf als Hochhaussenator treu. Nach dem Wettbewerb am Alexanderplatz sollen nun auch am Schöneberger Südkreuz Türme in den Himmel ragen: kleiner zwar, aber ebenso zahlreich. Nach den Plänen der Berliner Architekten Reimar Herbst & Martin Lang ist vorgesehen, das Areal am Schöneberger Kreuz und den Bereich des zukünftigen Fernbahnhofs Papestraße (siehe unten 1) mit einer Kette von Turmhäusern zu verbinden. „Die Schaffung eines urbanen Zentrums und die Entwicklung des nach dem Lehrter Bahnhof wichtigsten Berliner Bahnhofs“, sagte Hassemer gestern bei der Bekanntgabe der Wettbewerbssieger, werde dem Bezirk Schöneberg eine neue Adresse geben. Bei dem zweistufigen Ideenwettbewerb der Stadtentwicklungsverwaltung erhielten Christian Kennerknecht und Bernd Albers den zweiten beziehungsweise dritten Preis. Der städtebauliche Entwurf von Herbst & Lang reiht zwischen dem geplanten Fernbahnhof (1) und dem S-Bahnhof Schöneberg (2) auf der nördlichen Seite des Tempelhofer Weges zehn 13geschossige Türme und ein 20stöckiges Hochhaus auf. Hinter den Hochhausköpfen dehnen sich riesige rechteckige Blöcke und lange Zeilen für Wohnungen und Geschäfte bis an die S-Bahn- Trasse (3). Südlich des Tempelhofer Weges bis zum Sachsendamm (4) sehen die Planer ebenfalls eine Blockstruktur vor. Jenseits der sogenannten „Linse“ – östlich der Stadtautobahn (5), auf dem Gelände der bestehenden Sporthallen (7) – plazierten Herbst & Lang große Solitäre.

Der prämierte Entwurf, so Hassemer, zeichne sich noch dadurch aus, daß er am östlichen Rand des Tempelhofer Weges einen „Stadtplatz“ (6) vorschlägt, „der wie ein langgestreckter Teppich unter dem neuen Bahnhof hindurchführt und in einen zweiten Stadtplatz auf der Tempelhofer Seite mündet“. Nach Ansicht des Preisgerichts stelle die Planung ein „überzeugendes Konzept“ dar, so Jurymitglied Wolfgang Süchting, verknüpfe es doch die beiden Bezirke. Das Bauvorhaben mit rund einer halben Million Quadratmeter Bruttogeschoßfläche (BGF) für Büros, Geschäfte, Hotels und 1.100 Wohnungen mit einer Grundschule und drei Kitas soll circa drei Milliarden Mark kosten.

Nicht unzufrieden mit dem Ergebnis zeigte sich Schönebergs Baustadträtin Sabine Ritter. Der Bezirk habe sich erfolgreich für einen neuen Stadtteil am Ring stark gemacht. Darum sei nicht nur ein Bürostandort, sondern ebenso ein Wohnort mit großen Grünbereichen herausgekommen. Ritter bemängelte die unzureichende Planung des Sportgeländes und forderte, daß das insgesamt 38 Hektar große Gelände zum städtebaulichen Entwicklungsgebiet erklärt werden sollte. Mit dem Bau für die „Linse“ kann 1995 begonnen werden. Hassemer rechnet mit einer Bauzeit am Südkreuz von fünfzehn bis zwanzig Jahren. Rolf Lautenschläger