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Gaza-Jericho-Abkommen vor dem Abschluß

■ Während in Kairo schon das Bankett vorbereitet wird, arbeiten die Delegationen der PLO und Israels immer noch fieberhaft am lange umstrittenen Vertragstext

Berlin/Kairo/Tunis (taz/AFP/ AP/dpa) – PLO-Chef Jassir Arafat und der israelische Ministerpräsident Jitzhak Rabin sind jetzt beide zur Unterzeichnung des Teilautonomieabkommens für den Gaza- Streifen und Jericho autorisiert. Nachdem die israelische Regierung dem Vertragsschluß bereits am Sonntag zugestimmt hatte, erteilte das PLO-Exekutivkomitee Arafat gestern die nötigen Vollmachten. Damit scheint der für morgen in Kairo geplanten Unterzeichnung nichts mehr im Wege zu stehen. Es gehört zu den Besonderheiten des lange erwarteten Vertragsabschlusses, daß gewisse Passagen noch unklar sind, während in der ägyptischen Hauptstadt Kairo bereits das Bankett für die Zeremonie vorbereitet wird.

Beide Delegationen arbeiten derzeit fieberhaft am Vertragstext und nutzen jede Gelegenheit zu versichern, daß es sich bei den durchaus gravierenden, bislang strittigen Punkten um „Einzelheiten“ handele. Unter anderem konnte man sich auch am Wochenende nicht über den endgültigen Zuschnitt des Teilautonomiegebietes in Jericho einigen, ein 14 Quadratkilometer großes Küstengebiet im Gaza-Streifen ist ebenfalls strittig, außerdem die Grenzkontrollen an den Übergängen nach Ägypten und Jordanien. Ein für heute nachmittag angesetztes Treffen zwischen Arafat und Rabin in Kairo muß hier womöglich in letzter Minute Klarheit schaffen. Dagegen hätten sich Israel und die PLO jetzt über die Zuständigkeit der Justiz in den Teilautonomiegebieten geeinigt, teilte PLO-Chefunterhändler Schaath mit, ohne Einzelheiten zu nennen.

Im PLO-Hauptquartier in Tunis hat sich das PLO-Exekutivkomitee unterdessen auf die Zusammensetzung einer Autonomieverwaltungsbehörde verständigt. Dem von Arafat zu leitenden Rat sollen 24 Personen angehören. Dazu gehören der Vorsitzende des PLO-Wirtschaftsausschusses, Kureia, PLO-Chefunterhändler Schaath und Intissar Al-Wasir Umm Jihad, die Frau des ermordeten PLO-Funktionärs Abu Jihad, außerdem die vier von Arafat vorgeschlagenen Exekutivkomitee- Mitglieder, Jassir Abed-Rabbo, Samir Ghoscheh, Jassir Amr und Mohamad Suhdi Al-Nashashibi.

Am Wochenende rückte auch der Konflikt um die Golanhöhen erneut ins Blickfeld. Nach seinem Besuch in Damaskus beriet Christopher gestern in Jerusalem mit Rabin über die syrische Reaktion auf einen israelischen Stufenplan zum Truppenabzug. Im ersten Schritt sollen danach auch drei der fünf drusischen Dörfer auf dem Golan an Syrien zurückgegeben werden. Nach Aussage des syrischen Außenministers Al-Schara lehnt Damaskus diesen Plan ab, den Israel unter der Bedingung anbot, daß Syrien bereits in der ersten Phase einen vollkommenen Friedensvertrag schließt. N.C.

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