In einer langen Tradition

■ taz-Serie „Hamburg und seine Städtepartnerschaften“, Teil V: Osaka und Shanghai - vorwiegend wirtschaftliche Kontakte Von Torsten Schubert

Hamburgs Kontakte nach Asien haben eine lange Tradition: Seit dem späten 18. Jahrhundert hat es einen wachsenden Handel zwischen Hamburg und China gegeben. Bereits 1792 machte das erste Schiff mit chinesischen Gütern aus Kanton im Hamburger Hafen fest, fünf Jahre danach setzte das erste unter Hamburger Flagge fahrende Schiff seine Segel Richtung China. Japan erschien erstmals 1874 als Lieferland in der hamburgischen Einkaufsstatistik. Kein Wunder also, daß Hamburg heute zwei Partnerstädte in Asien hat: Shanghai und Osaka.

Beide Kontakte sind vorwiegend wirtschaftlich geprägt. Besonders die am 11. Mai 1989 offiziell vereinbarte Städtepartnerschaft mit Osaka soll erst noch in Zukunft verstärkt ins Bewußtsein der Bürger beider Städte gerückt werden, „damit diese Interesse am Kennenlernen der jeweils anderen Stadt entwickeln können“.

Immerhin sind in Hamburg über 130 japanische Firmen tätig. Schwerpunkte: Bank- und Versicherungswesen, Elektrotechnik und Elektronik, Feinmechanik und Optik sowie chemische Industrie und Pharmazie. Mehr als 4000 Japaner haben in Hamburg ihren ständigen Wohnsitz, seit 1981 gibt es eine japanische Schule, die von Tokio finanziert wird. Außerdem hat Hamburg den größten japanischen Garten Europas. Der mehr als 18.000 Quadratmeter große Garten liegt im Parkgelände von „Planten un Blomen“, wurde 1991 vom Landschaftsarchitekten Yoschikumi Araki aus Osaka gestaltet.

Mehr Bürgerkontakte bestehen mit Shanghai, das drei Jahre früher, am 29. Mai 1986, offiziell Partnerstadt Hamburgs wurde. Obwohl die Stadt an der chinesischen Ostküste etwa 13.000 Kilometer von Hamburg entfernt ist. Schon 1866 kam die erste jemals ins Ausland gereiste chinesische Delegation in die Hansestadt. Und 1871 eröffnete die erste regelmäßige Schiffahrtslinie zwischen Hamburg und China. Ende der 80er Jahre wurden etwa zwei Drittel des gesamten Handels zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China über Hamburg abgewickelt.

Hamburg gilt als „China-Brückenkopf“ in die westliche Welt. Dementsprechend gibt es in der Hansestadt den ältesten Lehrstuhl für Sinologie an einer deutschen Universität. Im Mai 1987 befand sich erstmals eine Schülergruppe aus vier Hamburger Gymnasien – an denen Chinesisch-Unterricht erteilt wird – in Shanghai. Im Gegenzug konnten auch Deutsch lernende chinesische Schüler Hamburg besuchen, ein Kontakt, den China zum ersten Mal mit einem anderen Land eingegangen war. Mittlerweile dürfen Hamburger Schüler in chinesischen Gastfamilien wohnen. Vor einigen Jahren noch wäre das undenkbar gewesen.

Allerdings: Seit dem Massaker der chinesischen Armee an demonstrierenden Studenten auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Juni 1989 in Peking ist die Intensität der Hamburg-Shanghaier Freundschaft spürbar zurückgegangen. So protestierte die GAL gegen den Besuch des Shanghaier Bürgermeisters Huang Ju Anfang April. Der Kontakt zwischen den Städten kommt erst jetzt allmählich wieder in Gang.

Der in Hamburg lebende chinesische Journalist Kuan Yu-Chien wirft den westlichen Medien eine einseite Berichterstattung vor. „Ich hasse die Regierung für das Massaker, doch wird hier immer nur über einen bekannten Dissidenten geschrieben. Dabei gibt es politische Veränderungen in diesem großen Land, und auch die Menschenrechte werden mehr beachtet.“

Hamburgs Repräsentant in Shanghai, Werner Noll, sieht es so: „Das Thema der Menschenrechte in China wird hier zu hoch aufgehängt.“ Zwar gebe es eine Menge zu verbessern, doch „die Folter ist seit Jahren verboten und die Polizei darf keine Häftlinge mehr schlagen.“ Seit vier Jahren gebe es ein Gesetz, wonach der Bürger Behörden verklagen könne. „Allerdings ist das oft nicht ratsam.“

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