Für Geigen und Pianos

■ Geplante Privatisierung der Musikschulen löst harsche Kritik aus / Jugendverwaltung prophezeit harte Diskussion

Musikschulen, IG Medien und Senatsjugendverwaltung laufen Sturm gegen die von der Innenverwaltung vorgeschlagene Privatisierung der 23 bezirklichen Musikschulen (siehe taz von gestern), die zur Einsparung von 379 festen Stellen für den Globalhaushalt 1995/96 führen soll. Die Senatsjugendverwaltung ist aufgefordert, hierzu bis zum 11. Mai Stellung zu nehmen.

„Wir drücken niemandem was auf“, so Hans-Christoph Bonfert, Pressesprecher der Innenverwaltung. „Wir haben nur eine Sparmöglichkeit aufgezeigt, und die muß jetzt noch besprochen werden.“ Der Unterhalt der Musikschulen müsse schließlich nicht zwangsweise über den Senat laufen. Es lägen bereits erste Angebote deutscher und ausländischer Unternehmen vor, Musikschulen zu finanzieren.

Eine harte Diskussion prophezeit Thorsten Schilling, Pressesprecher des Jugendsenators. „Wir werden deutlich machen, daß wir keine Privatisierung unterstützen werden, die dazu führt, daß sich keiner mehr Musikunterricht leisten kann.“

Man verkenne nicht die zwingende Notwendigkeit von Sparmaßnahmen, erklärt Christian Höppner, Vorsitzender des Musikschulbeirats beim Jugendsenat. Es gebe aber sicher Sparpotentiale bei den Musikschulen „ohne die pädagogischen und kulturellen Leitlinien aufgeben und bewährte Strukturen zerstören zu müssen“.

Auf Kritik stößt der Privatisierungsvorschlag auch bei der IG Medien. Damit werde ein Beschluß des Abgeordnetenhauses vom 29. März dieses Jahres schlicht ignoriert, so Gewerkschaftssekretär Bernhard Jirku. Zugunsten einer gleichen Ausstattung von Ost- und Westberliner Musikschulen sei damals beschlossen worden, Ausstattungs- und Honorarmittel kostenneutral auszutauschen. Von einer Stellenstreichung sei hingegen niemals die Rede gewesen. Jirku verwies auf die zuständigen Fachausschüsse des Parlaments sowie auf den Rat der Bürgermeister, die sich für den Erhalt der bezirklichen Musikschulen ausgesprochen hätten.

Es sei ein Skandal, ärgert sich Jirku, daß eine Millionenstadt wie Berlin keine öffentlichen Musikschulen mehr halten will. Letztlich würde die Privatisierung auch finanzpolitisch keinen Sinn machen, dies sei eine „Luftnummer“. Denn auch ein freier Träger müßte subventioniert werden. Mittel würden so nur umgeschichtet.

„Darüber läßt sich streiten“, gesteht Volker Henkel, Leiter des Referats Stellenplanung für die Berliner Verwaltung. Ob man Gelder einsparen würde, wäre abhängig davon, wer die Musikschulen übernehme und wieviel die Teilnehmer für ihren Unterricht bezahlten.

Die Fachgruppe Musik der IG Medien ruft nun alle MitarbeiterInnen von Musikschulen zu einer öffentlichen Versammlung am kommenden Freitag auf (Musikschule Tiergarten, 10 Uhr). Dort soll über Aktionen gegen die Privatisierung der Musikschulen diskutiert werden. Judith Gampl