Was fehlt? „Anerkanntes“ Putzen

■ betr.: „Zeit für schlechtes Gewis sen“, taz vom 30.4.94

Ich bekenne: Ich bin aktives Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und habe eine Putzfrau. Die Gründe: eine große Wohnung, zwei Kinder, ein vollzeitberufstätiger Mann, eine politisch aktive Frau – die Hausarbeit wuchs uns/ mir irgendwann über den Kopf, wenigstens zweimal im Monat wollten wir eine aufgeräumte und saubere Wohnung haben. Die Putzfrau – zweimal im Monat für drei Stunden – entbindet uns nicht, unseren Dreck zwischendurch selber wegzumachen.

Ob es „Linken“ erlaubt ist, für sich putzen, waschen, einkaufen oder gar die Hemden bügeln zu lassen – was in dem Beitrag von Uwe Rada implizit verurteilt wird –, ist doch nur deshalb eine so brisante Frage, weil Hausarbeit als unangenehme und „niedere“ Arbeit bewertet wird. Würde sie die ihr gebührende Anerkennung nicht nur in Form von (Geld-)Lohn erhalten, wäre das überhaupt kein Thema.

Es gab und gibt Gesellschaften, in denen die Menschen, die diese notwendige und sinnvolle Arbeit machen – wie auch Kinderbetreuung und -versorgung – die ihnen dafür auch zustehende Achtung erhalten. Wir scheinen uns davon immer weiter zu entfernen. Elfi Jantzen, Berlin