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■ Rosi RolandVon der Volksherrschaft

Das war schon früher so, als wir noch alle vor den riesigen Radiokästen mit beleuchteter Skala saßen: Wer was wissen wollte, der hängte seine Antennen illegal in den Äther. Das Radiorädchen scharf nach links gekurbelt, und dann hinein ins Vergnügen des Polizeifunks. Und man wußte immer Bescheid, wo's auf der Straße gekracht hat. Die Zeiten sind vorbei, mit den neuen Transistoren kriegt man die Grüne Minna nicht mehr rein.

Aber dafür neuerdings den Grünen Senator. Die modernisierte Variante des grünen Funks: der Senatssender, das Autotelefon.

Das Vergnügen hat seine gute Seite: Mithören, das ist der Beginn von echter Volksherrschaft! Bisher war meist Jäger da zu hören, oder Kröning. Fücks fuhr leider immer Fahrrad oder Zug, schon allein des Images wegen. Am letzten Donnerstag fuhr der Grüne zur Umweltministerkonferenz nach Kiel - mit Chauffeur und dem Wagen. Zum Ärger aller Ökos, aber zur Freude aller SchwarzhörerInnen.

Zwischen Rathaus und dem Tivoli-Hochhaus der Sozialsenatorin herrscht dagegen Funkstille. „Visionen menschlicher Zukunft“ ist ironischerweise das Thema, über das sie schweigen: Der Forum-Verlag und Agentur hat für einen Kongreß zum Thema (Eintritt: 380.-) das Kongreßzentrum gesponsert bekommen, der Bürgermeister hat ganz umsonst die Schirmherrschaft übernommen, der Presse wurde ein Senatsempfang mit Senatorin Gärtner (15. Juli, 12 Uhr) angekündigt. „Davon ist uns nichts bekannt“, sagt Gärtner-Pressesprecher Beyer jetzt. Hat eventuell das Rathaus die Zusage gegeben, ohne der Sozialsenatorin das mitzuteilen? Wir fragten die Protokoll-Abteilung des Rathauses, die, da ist Frau Piorkowski für die perfekte Form zuständig. Und? Das Protokoll hat versagt: „Da muß noch etwas geklärt werden“, sagt Frau Piorkowski.

Bei den Sozis hing Anfang der Woche der Haussegen schief. Da hat sich die SPD-Fraktion nämlich lange über ihren Chef Claus Dittbrenner ausgemährt, weil der bei der letzten Fraktionsklausur in Emden einfach abgehauen war. Aus Zorn über die lahme Fraktion, hieß es. Sozialdemokratische Funkamateure wissen mehr. Von wegen Politik: Dittbrenner hat das Emder Hotel wutschnaubend verlassen, weil die für ihn bestellte Suite schon belegt war. Also rannte der Mann nach draußen, stieg in sein Auto(!) und fuhr ins heimische Bett, hörte Rosi Roland

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