ANC verfehlte knapp die Zweidrittelmehrheit

■ Mandela präsentiert Kabinettsmitglieder

Kapstadt (taz) – Eine Woche nach Beendigung der Wahlen bestätigte am Freitag der Unabhängige Wahlrat Südafrikas, daß Nelson Mandelas African National Congress (ANC) einen überwältigenden Wahlsieg errungen hat. Mit 62,6 Prozent verfehlte die Gruppierung allerdings die Zweidrittelmehrheit, mit der sie im Alleingang Veränderungen an der bis 1999 geltenden Übergangsverfassung hätte vornehmen können. Die Nationale Partei von Frederik W. de Klerk erhielt 20,4 Prozent, und die konservative Schwarzenbewegung Inkatha von Mangosuthu Buthelezi holte mit 10,5 Prozent ein überraschend gutes Resultat. Vierte wurde die rechtsradikale Freiheitsfront unter General Constand Viljoen mit 2,2 Prozent.

Richter Johann Kriegler, der Leiter des Wahlrats, bezeichnete die Wahlen als „im wesentlichen frei und fair“. Probleme gab es in der Provinz Eastern Cape und in KwaZulu/Natal. Stimmzettel, auf denen der Aufkleber mit Inkatha-Symbolen fehlte, wurden als gültig betrachtet. In KwaZulu/Natal, wo der ANC dem Rivalen Inkatha massive Wahlfälschungen vorgeworfen hatte, sei beschlossen worden, die Stimmen, die unstrittig waren, zum Maßstab des Wahlergebnisses zu machen.

Frederik W. de Klerk wird automatisch Vizepräsident, weil seine Partei mehr als 20 Prozent erreichte. Als weiteren Vizepräsidenten wählte Mandela am Freitag Thabo Mbeki aus. Beobachter glauben, daß damit auch eine Vorentscheidung im Gerangel um eine Nachfolge Mandelas gefallen ist. Sein Rivale, ANC-Generalsekretär Cyril Ramaphosa, will sich voll auf die Parteiarbeit konzentrieren. Unter der Liste der ANC-Minister, die in dem 27köpfigen Kabinett sitzen werden, gab es zwei Überraschungen. Joe Modise, bisher Chef der ANC-Untergrundarmee Umkhonto we Sizwe, wird Verteidigungsminister, und Sydney Mufamedi erhält den Posten des Polizeiministers. Bei beiden Ministerämtern war vorher ein Mitglied der Nationalen Partei von de Klerk im Gespräch. ger Kommentar Seite 10