Turnfest
: Spektakel der kleinen Hallen

■ Wegen dem Fehlen einer Hamburger Großsporthalle müssen die attraktivsten Veranstaltungen wiederholt werden

Qualvolle Enge in Hamburg. Wenn am Sonntag das 29. Deutsche Turnfest eröffnet wird, müssen die Veranstalter auf viele kleine Sporthallen ausweichen. Denn die bei der Bewerbung für dieses Breitensportspektakel versprochene Hamburger Großsporthalle existiert noch nicht einmal in der Planung.

Was soll's, dann muß es auch anders gehen: In der Alsterdorfer Sporthalle - die größte der Hansestadt - passen 4500 sitzende Zuschauer. Wer sich nicht rechtzeitig Karten für die Attraktionen reservierte hat dann eben Pech. Wegen der geringen Kapazität sind natürlich Veranstaltungen wie die „ Highlights der Gymnastrada“ und die „Turnfestgala“ längst ausverkauft.

Doch keine Angst, die Organisatoren haben sich für die 100.000 gemeldeten Teilnehmer und stömenden Zuschauern etwas einfallen lassen: Die Messehalle 6 wurde mit Nottribünen ausstaffiert. Dort finden nun 7000 Zugucker auf Platz, in der benachbarten Halle weitere 6000. Hier werden die Kunstturner sowie die Rhythmische Sportgymnastik am Dienstag und Mittwoch um ihren Deutschen Meistertitel wetteifern. Das kostet der Hansestadt Hamburg schlappe 1.3 Millionen Mark. Ursprünglich war sogar ein 3,5 Millionen Wanddurchbruch geplant, um die Kapazität der Halle auf 8500 Sitzplätze zu steigern. Aber es erfolgte die Einsicht: „ Wegen der prekären Haushaltslage der Stadt haben wir darauf verzichtet, für 1500 weitere Plätze Kosten in Höhe von 2,2 Millionen Mark zu verursachen“, begründete Organisator Georg Grove den Verzicht auf die Hallenvergrößerung. Dennoch, trotz jener Verhältnisse, lobt der Deutsche-Turner-Bund (DTB) die Hansestadt brav: „Das Engagement Hamburgs ist beispielhaft“, verlautbart der DTB Generalsekretär Hans-Peter Wullenweber. Auch die Pressesprecherin des Organisationskommitees Babette Urban versucht die Situation schönzureden: „Weil wir verschiedene kleinere Hallen zur Verfügung haben, gewinnt das Programm an Vielfältikeit“.

Tja, die Veranstalter machen die Not zur Tugend sozusagen. Sie erhoffen sich nun einen größeren Zulauf bei ungewöhnlichen Veranstaltungen, die ansonsten nur Geheimtips wären. Pressesprecherin Urban, nennt zum Beispiel die „Show der Bewegungsexperimente“ am Mittwoch, 20 Uhr im CCH Saal 2.

Viele andere Veranstaltungen müssen zwei Mal präsentiert werden, darunter die Turnfestgala, die „Highlights der Gymnaestrada“, die Kindergala und die Show „Musik und Bewegung“. Dennoch werden viele Turnfestteilnehmer und vor allem interessierte Hamburger leer ausgehen. Ein Viertel der 51 kartenpflichtigen Veranstaltungen ist schon seit Monaten ausverkauft.

Beim Turnfest werden jedoch nicht nur die großen Hallen Hamburgs benötigt, sondern auch rund 200 Hamburger Turn- und Sporthallen. Allein das Volleyballturnier mit seinen 12.000 Teilnehmern beansprucht 25 Sporthallen. Bei einem Ansturm von 100.000 Turnern aus allen Teilen Deutschlands erweisen sich allerdings auch große Sportanlagen schnell als zu klein. Zwar faßt das Volksparkstadion 60.000 Menschen, dennoch muß auch die Abschlußveranstaltung am Pfingstsonntag zweimal über die Bühne gehen.

beag/nin