Die Rechnung geht nicht auf

■ betr.: „Wieviel Arbeit braucht der Mensch?“, taz vom 30.4.94

Wieviel Krise verträgt ein Individuum? Statistisch gesehen gehöre ich der unbedeutenden Minderheit der arbeitslosen, alleinerziehenden Akademikerinnen an. Das Wegfallen von Arbeit bedeutet aber den Verzicht auf Kontakte und Austausch mit Arbeitskollegen. Das Nur-Muttersein hat mich vollends isoliert, da ich der Vollkorntuppersalatmuttigruppe nicht angehören möchte. Ich werde als promovierte Kunsthistorikerin nicht gebraucht. Um der Isolationshaft zu entweichen, gebe ich Kroaten und Bosniern ehrenamtlich Deutschunterricht. Doch wer hütet dafür meine beiden Kids kostenlos? Mit neuen Ideen allein ist es nicht getan, denn die Rechnung geht nicht auf. Waren Sie, Herr Leggewie, schon mal arbeitslos? Angelika Euchner, Berlin