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Unterm Strich

Was ist denn bloß los? Das heidnische Abendland ist in Gefahr, und dabei ist die Welt doch ganz schön in ihrem bloßen Sosein, wenn man sie mal im Licht der Aufklärung betrachtet: Die nach eigenen Angaben größte evangelische Freikirche Deutschlands, der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEGF), wächst weiter. Nach den am Donnerstag zum Auftakt der viertägigen Bundeskonferenz in Rostock vorgelegten Zahlen gehörten den bundesweit 660 Baptisten- und Brüdergemeinden Ende 1993 insgesamt 88.091 Mitglieder an. Das entspricht einem Zuwachs von 1,3 Prozent oder 979 Mitgliedern im Vergleich zum Vorjahr. Die bis Sonntag in Rostock tagenden Delegierten wollen ein neues Ausbildungskonzept ihrer Kirche in Höhe von 33 Millionen Mark mit einer geplanten Neuansiedlung in Elstal westlich von Berlin beschließen sowie sich mit den Aufgaben ihrer Freikirche in einer „entkirchlichten Gesellschaft“ befassen. Ein Vorschlag zur Güte: Könnte man nicht den Kollegen Drewermann mal einer dieser Erwachsenentaufen unterziehen; schön lange untertauchen, bitte.

Der niederländische Dichter und Maler Lucebert ist im Alter von 69 Jahren in Bergen (Niederlande) gestorben. Nach Angaben seines Kieler Galeristen erlag der gebürtige Amsterdamer am Dienstag einem Krebsleiden. Bekannt wurde Lucebert, der mit bürgerlichen Namen Lucebertus Jacobus van Swaanswijk hieß, durch seine Mitwirkung in der Gruppe „Cobra“.

Once again: „Schindlers Liste“ ist nun doch von den thailändischen Zensurbehörden ungekürzt zugelassen worden. Zensoren hatten zuvor Schnitte bei Sexszenen gefordert. Spielberg hatte das abgelehnt. Auf den Philippinen, in Malaysia und Indonesien besteht das Verbot weiterhin.

Schlappe für die Kasseler CDU, die ein Relikt der documenta 9 vom Sommer 1992 abräumen wollte: Die „Treppe“ auf Kassels zentralem Königsplatz bleibt vorerst unter urheberrechtlichem Schutz. Das Landgericht Kassel bestätigte am Mittwoch abend mit einem Urteil eine entsprechende einstweilige Verfügung. Die Stadt, die den umstrittenen Holzbau bis Ende Mai abreißen wollte, will nun in dem Eilverfahren das Oberlandesgericht Frankfurt anrufen. Sollte sie auch dort unterliegen, muß die „Treppe“ während des voraussichtlich Jahre dauernden Hauptverfahrens stehenbleiben. Das Landgericht gab zur Urteilsverkündung keine Begründung ab. Schon während der Verhandlung hatten die Richter aber ihre Auffassung deutlich gemacht, daß die Gestaltung des Königsplatzes und damit auch die „Treppe“ unstreitig „von künstlerischem Wert im Sinne des Urheberrechts“ sei. Und dabei hatte doch Oberbürgermeister Georg Lewandowski (CDU) den Abriß des als „Elefantenklo“ verhöhnten Baus schon versprochen.

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