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Die ultimative Anmache

Berlin (taz) – Die Zeiten, in denen die Damen ein besticktes Taschentuch fallen lassen konnten, um sicher zu sein, daß der Angebetete sich wie eine Furie darauf stürzt, sind leider längst vorbei. Statt umhäkelter Seidenschnupftücher benutzen wir heutzutage ordinäre Tempotaschentücher, nach denen kein Hahn kräht. Selbst mit einem aufsehenerregenden Augenaufschlag kommen wir in verräucherten Kneipen nicht mehr weit. Diese Zeichen unserer verkommenen Zeit hat eine „lucky“ Zigarettenmarke erkannt und läßt von Hostessen neben Gratiskrebsstengeln neuerdings „Kontaktkarten“ verteilen. Die Anbagger-Karten bekommt man erst, nachdem ein Urteil über Geschmack und Werbung der Marke mit einem Bleistift in Sargnagelform abgegeben wurde. Der Tabakfirma mit dem rot-schwarzen Logo geht es darum, daß ihre Konsumenten Zigaretten und Menschen anmachen. „Damit können Sie alle kriegen“, verspricht das Kontaktkartenset. Dabei reicht die Auswahl von Aufforderungspappen wie „Küß mich“, „Sei mein Frosch“ und „Ü/F gratis“ bis zu Fragen wie „Noch frei?“ oder „Allein hier?“. Der Anmacher muß sich im Fall einer Niederlage auf ein „Zieh Leine“ gefaßt machen. Andernfalls zieht das Objekt der Begierde verwegen an der Lulle, teert ihre Lungen und winkt mit dem „Take me home“-Kärtchen. Hat die Aufreißerei geklappt, wunderbar. Wenn nicht, so der Ratschlag der Dunst-Firma: einfach den nächsten Spruch oder das Weite suchen. Barbara Bollwahn

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