Bosnien: Die Schlacht um Brčko beginnt

■ Erfolgreicher bosnischer Angriff auf serbische Stellungen bei Tuzla

Split (taz/AP) – Der Krieg in Bosnien geht ungeachtet der neuen Friedensvorschläge der internationalen Gremien in eine neue Runde. Die Truppen Bosnien-Herzegowinas haben die serbischen Stellungen um Tuzla herum angegriffen und die für die serbische Armee wichtige Relaisstation auf dem Berg Majevica ausgeschaltet. Diese Station hatte sowohl für die Kommunikation der serbischen Streitkräfte in Knin und Banja Luka mit Belgrad eine wichtige Funktion als auch für den zivilen Telefonverkehr und für die Übermittlung von Fernsehprogrammen.

Der serbische Beschuß der bosnischen Region Tuzla mit 58 Granaten schweren Kalibers wird von Radio Sarajevo als Antwort auf die Kämpfe im Majevica-Gebirge interpretiert. Auch die an der wichtigen Verbindungsstraße zwischen Zenica und Tuzla gelegene Stadt Olovo sei durch serbische Artillerie beschossen worden, hieß es in bosnischen Berichten und aus UNO-Quellen. Dagegen blieb es an dem „Korridor“ von Brčko, wo serbische Truppen konzentriert sein sollen, ruhig. Ebenfalls noch ruhig ist die Lage in Mostar. Doch verdichten sich die Informationen, daß serbische Truppen östlich der Stadt zusammengezogen werden.

Unterdessen haben UNO-Soldaten innerhalb der 20-Kilometer- Verbotszone für schwere Waffen um Sarajevo zwei serbische Mörser entdeckt. Die Blauhelme verhandeln nun mit den Serben darüber, die Mörser abzuziehen oder unter UNO-Bewachung zu stellen.

In Brüssel erörterten die Außenminister der zwölf Staaten der Europäischen Union Möglichkeiten zur Umsetzung des mit den USA und Rußland am Freitag in Genf verabschiedeten Bosnien- Plans. Die bosnischen Regierungstruppen und die Verbände der bosnischen Kroaten bildeten unterdessen nach einer Meldung von Radio Sarajevo ein gemeinsames Oberkommando. An der Spitze des Oberkommandos stehen dem Sender zufolge Brigadegeneral Fikret Muslimović von den Regierungsstreitkräften und General Ante Roso von den Kroaten. er