„Stimmzetteldruck“

■ Zwerenz kandidiert für die PDS

Berlin (taz) – Der Schriftsteller Gerhard Zwerenz (68) will für die PDS in den Bundestag. Wie die Partei gestern mitteilte, soll Zwerenz auf der „offenen Liste“ der PDS in Hessen kandidieren – vermutlich auf Platz 1, wie Parteisprecher Hanno Harnisch sagte. Die hessische Landesliste werde am 2. Juli zusammengestellt.

Zwerenz, eigentlich SPD-Sympathisant und -Wähler, begründet seinen Schritt in einer langen, emotional gehaltenen Pressemitteilung. Er kandidiere für die PDS „weil mir all die anderen tüchtigen Parteien zu dummdeutsch und selbstgerecht sind“. Die PDS bringe „Anfeindung“ in die Parteienlandschaft ein und sei nichts für „amtsgeile Karriereritter“. Die SPD hingegen sei auf einem „furchtbaren Anpassungskurs“, Kanzlerkandidat Scharping „Kohls Bauchredner“. Weltkriegsdeserteur Zwerenz, der einst aus der SED ausgeschlossen wurde und 1957 in den Westen übersiedelte, will mit seiner PDS-Kandidatur die SPD „von links her unter Stimmzetteldruck“ setzen.

Mit Zwerenz hat die PDS einen weiteren Promi auf ihren Listen: In Berlin kandidieren der Schriftsteller Stefan Heym, die frühere DDR-Wirtschaftsministerin Christa Luft und der Gewerkschafter Manfred Müller. In Nordrhein- Westfalen predigt der „Rheinhausen-Pfarrer“ Dieter Kelb. In Thüringen tritt Gerhard Jüttemann an, Betriebsratsvorsitzender von Bischofferode, während im Agrarland Mecklenburg-Vorpommern der frühere Bauernpartei-Chef Günter Maleuda kandidiert. In Brandenburg schließlich bietet die PDS den „roten Rolf“ Kutzmutz auf und in Sachsen den selbsternannten „Deutschnationalen“ und Bismarck-Urenkel Heinrich Graf von Einsiedel. kotte