■ Die kleine Breminaleführerin
: R wie Reimwunder bis D wie Doomsdays

Heute ab 13 Uhr dürfen sie also wieder hemmungslos bevölkert werden, die Osterdeichwiesen. Hier ein paar Highlights des Pfingst-Events: Zum Breakdance am Donnerstagnachmittag kommt um 20 Uhr die HipHop-Live-Beschallung in die Schleuse. „Freestyle“-Star DJ Rene kann sich wirklich auf alles einen Reim machen, weshalb man ihn ehrfürchtig „das Reimwunder“ nennt. Ihrem Namen alle Ehre machen die im Durchschnitt 16jährigen „Absolute Beginners“ – unerfahren, aber frisch. No Remorze kommen aus Bremerhaven und tun so, als sei das das härteste Viertel von L.A.

Am Freitag spielen drei deutsche Popbands mit geisteswissenschaftlichem Sendungsbewußtsein. Wo die Platten der Sterne gut ins Ohr und Bein gehen, sind ihre Konzerte oft von der Tanzbarkeit eines Germanistik-Plenums. Mutter hingegen wissen mit ihrer Mischung aus Brachialkrach, pfiffigen Samples und skurrilen Geschichten meist zu überzeugen. Zwar klingen „Motion“ wie Die Sterne II, aber sie haben hörbar mehr Spaß am Leben und der Sache. Das Dreierpack gibt's unter dem schönen Spex-Wort „Diskurs-Pop“ um 20 Uhr, ebenfalls in der Schleuse.

Die Draußenbleibenden erwartet zur selben Stunde auf der Open-Air-Bühne Sabine Mariß & Touch of Noise. Oder anders gesagt, Four drummers & one voice. Es handelt sich um ein erklärtes Crossover-Klangraum- oder auch Percussionsprojekt, denn die vier drummer spielen an 40 Instrumenten aus 10 Ländern. Das reicht von Trommeln aller Art von Brasilien bis Westguinea, afrikanischem Daumenklavier, 20 (!) thailändischen Gongs, Saxophon ... bis zu Sabine Mariß' Sangesstimme, oder besser all dem, was sie an Lauten ihrer Kehle zu entlocken vermag.

Was GBC, TSW und Attention (drei Bremer Sprayerformationen) ihren Dosen zu entlocken vermögen, denken wir uns – Farbe. Wie sie diese dann kunstvoll arrangieren, erleben Schaulustige am Samstag ab etwa 16 Uhr. Parallel zu ihnen treten auf und um die Open-Air-Bühne sechs aufstrebende Bremer HipHop-Gangs, in Contest, der um etwa 19.30 Uhr in die Primitiv & Real Break-Dance Factory übergeht. Das special event für die 14- bis 18jährigen unter uns.

Überhaupt die Breminale-Open-Air-Bühne, die vom Lagerhaus organisiert und ursprünglich mal als „Gegenbreminale“ konzipiert worden war – auf ihr tummeln sich Bremer KünstlerInnen quasi honorarfrei geradezu zuhauf: Am Sonntag zum Beispiel, da rocken die Linda-Potatoe-Frauen (19 Uhr), dicht gefolgt um 20 Uhr von The Newton Nightingales, Bremens einzigem Frauen-Gospel-Vokal-Ensemble, der St. Jacobi-Gemeinde entstammend. Die Fehrfeldstudios bringen dann um Mitternacht mit ihren zwölf neuen Kurzfilmen noch die Nimmermüden ein letztes Mal in Aufregung, und montags geht's weiter. Mit viel Performance: Das Junge Theater wird ab 15 Uhr mit Improvisationen das ganze Areal bespielen, und Britta Lieberknecht tanzt um 18 Uhr „Gut Holz“.

Die guten Menschen aber dürften es am schwersten mit dem Bremer Künstler „Iradium“ haben: Während der ganzen fünf Tage läuft in einem sechs mal drei Meter großen Raum sein „Doom-Projekt“. Dahinter verbirgt sich das Computerspiel „Doom“, welches in der Szene binnen kurzem zu ungeheurer Popularität gelangt ist: Man bewegt sich da frei und wie in echt durch eine dreidimensionale Szenerie des Schreckens; das Spiel ist technisch brillant gemacht, und es wimmelt von Monstern, die man allesamt mit den verschiedensten Waffen vom Maschinengewehr bis zur Kettensäge effektvoll niederzumachen hat.

Iradium baut nun dieses Spiel in eine mysteriöse Installation ein, die man nur mit zwei „Beisitzern“ betreten darf, gehüllt in einen schwarzen Warzenmantel; alsdann hat man sechs Minuten, die erst einmal durchgestanden sein wollen. sip/an/schak