Come from the Lagerhallen

■ Muß der Film ins Museum? Die Deutsche Kinemathek stellt ein Buch-Projekt vor

Fortsetzung

hohen Versicherungswert wie etwa der „Oscar“, den Emil Jannings nach Deutschland holte, oder ein chinesischer Glücksgott mit Widmung im Rahmen als Geschenk von Brecht an Lang.

Ein kleiner, ungefähr orientierender Katalog ist hier, unter Mithilfe des „Museumspädagogischen Dienstes“ und der redaktionellen Leitung des Filmhistorikers Lothar Schwab, zustande gekommen, ein Band, der die Schwerpunkte der bisherigen Kinematheks-Arbeit, der Sammlungen und Veröffentlichungen, umreißt, doch beileibe noch kein Konzept vorzugeben behauptet. Man befindet sich inmitten eines Geflechts aus vielfältigen Biographien und Themen, zwischen Skladanowsky und Wenders, früher UFA und Filmexil, zwischen Murnau und Lang, Story Board und Filmkomposition, William Dieterle und der Sammlung Paul Kohner, einer der bedeutendsten Quellen zum Thema Exil deutscher Filmschaffender in den USA. Über ein Dutzend Arbeitsschwerpunkte markiert diese Zusammenschau der Stiftung Deutsche Kinemathek: unregelmäßig vernetzte Strukturen aus Bekanntem und Abseitigem, dem Getriebe eines zusammenhängenden industriellen Produktionskomplexes.

Zuletzt ist mit dem Erwerb des kompletten Marlene-Dietrich- Nachlasses, jetzt unter der Bezeichnung „Collection“ verwaltet, der Kinemathek ein enormes Material an Schauwerten zugegangen (20 x 6 Meter ...), das erst in Jahren aufgearbeitet und damit als ganzes zugänglich sein dürfte – ein publikumsträchtiger, populärer Kern, ein Material, das die Schaulust an Glamour und Effekt, am Reiz des Mythos zu befriedigen vermag, und zugleich Filmproduktion und -technik Anlagerungsmöglichkeiten läßt.

Gerade der spektakulär-biographische „rote Faden“ entlang einer Starfigur kultischen Ausmaßes scheint dem zeitgemäßen Inszenierungsstil gegenüber einem Museum (Museum als Bühnenbild, Abenteuerspielplatz, als Autorenlandschaft voller imaginativer Provokation ...) am angemessensten zu sein, einer Stätte, die zudem mit ausdrücklicher Fiktion – und nicht nur mit der Fiktion der Vergangenheit – umgeht.

Einstweilen ist der Gang durch die imaginäre Ausstellung vage und im Schwange, noch geht alles, noch kann man sich den Bart des Hagen aus Fritz Langs „Nibelungen“-Film neben Fassbinders Leoparden-Jackett, getragen in einem unsäglichen Film, vorstellen, und dazwischen womöglich jenes im Buch abgebildete Kostüm, das die Dietrich bei Konzertauftritten Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre getragen haben soll, ein „Tasselkleid aus hautfarbenem Seidensoufflé, bestickt mit Glasperlen, Straßsteinen und Kettchen mit Straßkugeln. Darüber der Schwanenpelzmantel aus Schwanenflaum ...“

Deutsche Kinemathek: „Das Filmmuseum“, Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1994, 112 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 29,80 DM